Hochsensibilität zeichnet sich durch eine sensiblere/präzisere Wahrnehmung im Hören, Riechen, Schmecken, Sehen und Fühlen aus. Die fünf körperlichen Sinne sind beim hochsensiblen Menschen stark ausgeprägt und stark ansprechbar, wodurch eine exaktere und voluminösere Reizverarbeitung im Denken und Fühlen entsteht. Dadurch wird eine innerseelische und mentale Tiefenschärfe erlangt, wie sie anderen, nicht hochsensitiven Menschen, grundsätzlich nicht zugänglich ist.
50 Zeichen, dass du hochsensibel bist
- Meidest du Orte mit großer Hektik und Lautstärke? Dazu zählen z. B. große Festivals, Fußballspiele, Stadions, Discotheken, Einkaufszentren, aber auch Ballungsräume mit hoher Verkehrsdichte?
- Kannst du schwer schlafen, wenn jemand neben dir laut atmet, schnarcht oder wenn der Wecker tickt? Wenn Musik läuft oder der Fernseher an ist?
- Magst oder verträgst du generell keine laut-fröhlichen Menschen, Menschenansammlungen?
- Ist dir hell flimmerndes Licht oder kaltes Licht aus einer Neonröhre (beinahe schmerzhaft) unangenehm?
- Bist du eher introvertiert oder hält man dich sogar für schüchtern? Ist Smalltalk für dich eine wahre Herausforderung?
- Hast du einen feinen Geruchssinn?
- Stört dich Zigarettenrauch sehr?
- Reagierst du z. B. mit verstärktem Schwitzen auf Kaffee?
- Vertraust du Ärzten, Lehrern, Therapeuten, Coaches und Rechtsanwälten (insgeheim) nicht wirklich, weil sie dir menschlich, ethisch und fachlich fehlerhaft und inkongruent erscheinen?
- Ist dir manchmal zum Fremdschämen zumute? (War es in der Kindheit häufig, dass du dich auch für Erwachsene geschämt hast?)
- Fühlst du Stoffe und Schmuck auf der Haut lange und deutlich? Ist kratzige, beengende oder schlecht sitzende Kleidung für dich unerträglich?
- Hast du einen feinen Geschmackssinn?
- Denkst du häufig und oft oder nur in Metaebenen? Hältst du dich bei Diskussionen oft zurück, weil dir die Art und Weise, wie darüber diskutiert wird, zu banal ist? Denkst du dir, dass deine persönliche Meinung zum Thema hierzu erst stimmig ist, wenn die Thematik im richtigen Kontext wäre? Würdest du lieber viel tiefer in das Thema einsteigen, es analysieren und auf abstrakten Ebenen hin- und herwerfen, bevor du ein profanes Statement gibst?
- Erschaffst du mühelos Fantasiewelten und Visionen? Liebst du Utopien, Fantasy und Science Fiction? Denkst du häufig automatisch den ganzen Tag über etwas nach, was nicht mit Grübelei zu verwechseln ist, sondern dir insgeheim Freude macht und sehr kreativ sein kann? Ist deine Vorstellungskraft sehr ausgeprägt?
- Hast du mehrere Personen in dir, mit denen du nicht nur separiert sprichst, sondern mit denen du auch simultan Konferenzen abhältst, was dich bereichert oder sogar insgeheim leicht belustigt? (Der sagt dies, der antwortet jenes – als wäre in dir ein kleines Theater mit interessanten Figuren …)
- Hast du eine Neigung zum Perfektionismus, weil du detailverliebt und gewissenhaft bist? Ist dieser Perfektionismus jedoch weniger deshalb da, um andere zu beeindrucken oder es anderen recht zu machen, sondern weil du einfach glasklar siehst/fühlst, dass vor Schritt C Schritt B und vor Schritt B einfach Schritt A kommen muss, und dass es, wenn du alleine arbeitest, es einfach so sein muss, weil du logischerweise nichts überspringst? Und weil ein Überspringen eines Schrittes sinnlos und ungenügend wäre?
- Fühlst du dich gestresst, wenn man von dir verlangt, „Schritte auszulassen“, die du als notwendig empfindest? Hast du einen eigenen Begriff von Arbeit und Leben, von Schlampigkeit und Nachlässigkeit in allen Bereichen? Sowie im Denken, im Fühlen, aber auch in der Politik, der Rechtsgebung, dem Gesundheitswesen, der Pflege, der Kunst und Wissenschaft?
- Siehst du Menschen und Beziehungsdynamiken sehr genau? Begreifst du schneller als andere Strukturen, Verhaltensweisen und Denkweisen oder kannst über die Dramaturgie eines Filmes schon den Schluss voraussagen?
- Bist du irritiert, wenn manche Menschen Jahre ihres Lebens verschwenden, um kurz vor dem Tod zu einer Einsicht zu gelangen wie: „Ich habe meinen Sohn nie geliebt?“ Denkst du, dass es sonderbar ist, dass dieser Mensch erst jetzt zu dieser Einsicht findet, wo er doch so lange Zeit hatte?
- Irritieren dich auch Filme, die dasselbe Motiv haben: Eine Figur kommt am Ende des Filmes zu einer mehr oder minder weisen Lebenshaltung, und du fragst dich, warum du dir 90 Minuten das „angetan“ hast, wo die Figur doch schon im ersten Drittel des Filmes zur selben Einsicht kommen hätte können?
- Hast du einen hohen moralisch-ethischen Anspruch an dich selbst und die Mitmenschen? Weißt du z. B. den Altruismus-Begriff nicht nur zu lesen, sondern auch in vielerlei Hinsicht zu deuten und in objektive Kontexte zu setzen?
- Fühlst du dich bei subjektbezogenen Äußerungen oder bei sehr subjektiven Menschen, die sich zum Objektiven hin nicht reflektieren oder einordnen können, unbehaglich? Zum Beispiel sagt jemand „Ich liebe alle Menschen in der Welt“ und du fragst dich danach, wie das wirklich gemeint ist, weil es so gar nicht möglich ist: Ein Herz alleine würde von 7,6 Milliarden Menschen der Weltbevölkerung „gesprengt“ werden, von all den Schurken und den Guten, und überhaupt, wie ist der Bezugsrahmen zum Gesagten, wie der Kontext und warum sagt jemand so etwas Undefiniertes und Unscharfes überhaupt, wenn er damit im Grunde nichts anderes sagt, als dass er sich selbst für einen guten Menschen hält? – (Hinweis: Mehr ist vermutlich auch nicht mit subjektiven Aussagen gemeint, doch für einen hochsensiblen Menschen „reichen“ derartige Aussagen häufig nicht.)
- Hast du eine hohe ästhetische Wahrnehmung? Ein Feingefühl für Ebenmaß, schöne Gesichter, schöne Klänge, klare oder poetische Worte? Fallen dir Naturgeräusche z. B. wie Wind, Blätterrauschen oder Vogelgezwitscher schneller auf, als anderen Menschen? (Und liebst du diese Geräusche?)
- Kannst du auch nach langer Zeit noch Gegebenheiten, Gespräche und Situationen genau erinnern und wiedergeben, weil es dir lebhaft, klar und eindrucksvoll vor Augen steht? Hast du einen guten Zugang zu deinem Gedächtnis und vergisst nicht(s) schnell?
- Verstehst du Menschen instinktiv? Siehst/fühlst du es z. B. schnell, wenn jemand lügt, Scham überspielt oder etwas vorgibt, was er nicht ist?
- Empfindest du Mitgefühl, Stress oder leise Verachtung bei sehr emotionalen Menschen, weil diese von ihren Gefühlen beherrscht/übermannt werden oder weil sie Drama-Queens und irgendwie nicht in ihrer Mitte sind?
- Sind deine eigenen Emotionen sehr tief und stetig und klar, wohingegen du die Emotionen anderer Menschen als oberflächlich oder wirr oder gar paradox empfindest?
- Ziehst du dich gerne zurück und bist ganz für dich alleine?
- Überfordern zuviele Reize/Eindrücke aufeinmal dein Körper-Geist-Seele-System?
- Bist du manchmal überwältigt von der Intensität deiner Gefühle?
- Bist du grundsätzlich einfühlsam und geduldig Menschen und Tieren gegenüber?
- Könntest du einem Tier nie etwas zuleide tun?
- Würdest du Menschen oder potentiellen Partnern, die grundsätzlich etwas in dir ansprechen und die dir optisch zusagen, auch gerne körperlich näher kommen, wenn sie dir nur einen ruhigen, entspannten Raum gäben, mit viel Zeit und vorsichtigem Beschnuppern und langsamen Näherkommen?
- Würdest du liebend gern mit Menschen stundenlang philosophieren, ein Thema von vielen Seiten beleuchten, sich mental befruchten – wenn da nicht immer die Menschen wären, die mental so unflexibel wie eine Brechstange wären und die bei einer neuen Perspektive schon trotzig oder gelangweilt reagieren, wohingegen du erst richtig warm wirst?
- Fühlst du dich manchmal einsam, weil andere Menschen nicht auf deinem Bewusstseinsniveau sind und beginnst du schon alleine deshalb keine Gespräche mit ihnen, weil sie dir nichts zurückspiegeln/bieten können – und sie dich daher eher langweilen oder gar frustrieren?
- Bringen dich Bilder oder Filme mit leichten oder beunruhigenden Gewaltdarstellungen gegen Menschen oder Tiere in einen konkreten Schockzustand, der erst nach Stunden oder gar Tagen wieder abflaut, wohingegen andere Menschen nur mit der Schulter zucken und sie deine Bedrängnis und deine Betroffenheit gar nicht nachvollziehen können?
- Würdest du in akuten Notfällen Menschen und Tieren gegenüber sofort helfen, wenn du zufällig Zeuge bist/wirst und in der Nähe bist?
- Nerven, stressen oder langweilen dich oberflächliche Themen und Menschen?
- Hast du eine Vorliebe für Spiritualität, Philosophie und Sinnsuche?
- Wirst du bei Hunger und Müdigkeit gereizt und/oder schlecht gelaunt?
- Brauchst du grundsätzlich mehr Schlaf als andere Menschen, die sich als „normal“ schlafbedürftig klassifizieren? Liebst du Ruhe und Harmonie und Schönheit?
- Kannst du gut und gerne alleine sein? Bist du mit dir selbst gerne „zusammen“? Kannst du Wochen bis Monate so leben, ohne dass du aktiv den Kontakt zu anderen Menschen suchst, weil du die Aufmerksamkeit anderer Menschen im Grunde nicht wirklich für dein Wohlgefühl brauchst?
- Fühlst du dich nach einer Party oder einem Einkaufsbummel irgendwie ausgelaugt?
- Bist du einer der Menschen, der nicht ständig auf sein Handy guckt, wenn er sich mit jemanden trifft?
- Hast du eher wenige Freunde, dafür aber solche, die du schon jahrelang kennst und denen du wirklich vertrauen kannst? Bevorzugst du immer noch den realen Kontakt zu Menschen und nimmst digitale Internet-Kontakte eher weniger ernst?
- Hast du ein ausgeprägtes Feingefühl für Stimmungen und Atmosphären von Menschen, Orten und Gruppen? Magst du Ambiente und Stil und Harmonie?
- Hast du ein hohes Konzentrationsvermögen und konzentrierst du dich lieber auf eine Sache sehr intensiv, als auf mehrere Sachen gleichzeitig?
- Würden dich andere Menschen als zurückhaltend, lieb, schüchtern und/oder unnahbar beschreiben?
- Hast du manchmal oder öfter Vorahnungen, Eingebungen, energetische Empfindungen oder gar paranormale Erlebnisse? Hast du intensive Träume und kannst du dich leicht an deine Träume erinnern?
- In speziellen Fachgebieten/Themen erlebst du dich als hochbegabt, was dir z. B. auch Lehrer schon bestätigt haben, oder du bist in gewissen Themenbereichen hochtalentiert, im Schreiben, in der Musik, in der Rhetorik, der Mathematik usw. ..
Auswertung und Aussicht: Chancen und Herausforderungen für HSP
Wer diese Fragen, etwa 40 davon, überwiegend mit Ja oder einem „Ja aus ganzem Herzen“ beantworten kann, ist sehr wahrscheinlich ein hochsensitiver, bzw. hochsensibler Mensch. Die aktuelle Forschung geht davon aus, dass etwa 15 – 20 Prozent der Bevölkerung hochsensibel sind. Hochsensitivität ermöglicht ein großes Potential für den Betroffenen, schafft aber auch Herausforderungen im Leben, in der Berufsfindung und der Partnerwahl.
Hochsensibilität und Hochsensitivität: Forschung und Begriffsprägung
Die Begriffe Hochsensibilität, bzw. Hochsensitivität, prägte die US-amerikanische Psychologin und Sachbuchautorin Dr. Elaine N. Aron, die dieses Thema wissenschaftlich erforscht hat. Ihr 1997 erschienenes Buch „The Highly Sensitive Person: How to Thrive When the World Overwhelms You“ gilt als Standardwerk auf diesem Gebiet und ist in deutsch unter dem Titel „Sind Sie hochsensibel? Wie Sie Ihre Empfindsamkeit erkennen, verstehen und nutzen“ erhältlich. (Buchlink)
Hochsensibilität durch soziale Prägung oder genetische Eigenschaft?
Hochsensibilität ist, lt. Dr. Elaine N. Aron, kein Produkt der Umwelt, der elterlichen Erziehung, des soziokulturellen Umfelds, sondern genetisch bedingt. Die erhöhte Empfindsamkeit/Sensitivität entstünde aufgrund einer speziellen Konstitution der neuronalen Systeme, bzw. stuft der Thalamus (Teil des Zwischenhirns) bei hochsensiblen Personen (HSP) mehr Reize als wichtig ein, als dies bei nicht hochsensiblen Personen der Fall ist. Das heißt, dass viel mehr Informationen/Reize/Signale in das Bewusstsein der sensitiven Person gelangen.
Hochsensibilität in Abgrenzung zur Borderline-Persönlichkeitsstörung und ADHS
Verwandt zur Hochsensibilität und dennoch davon abzugrenzen ist die Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) und das Aufmerksamkeitsdefizit-, bzw. Hyperaktivitätssyndrom (ADHS). Ebenso davon abzugrenzen ist jene erhöhte Empfindsamkeit und Empathie, die aufgrund frühkindlicher Traumatisierungen entstehen können. Es mag z. B. die Borderline-Persönlichkeit höchst empathisch, hoch emotional und auf Menschen fixiert sein, jedoch ist die von Dr. Elaine N. Aron definierte hochsensible Person weniger oder gar nicht emotional (instabil), als dies der typische Borderliner ist. Auch die starke Menschenfixiertheit ist bei hochsensitiven Personen wenig oder gar nicht gegeben.
Hochsensibilität in Abgrenzung zur Hellfühligkeit, Medialität und Esoterik
Hochsensible Personen müssen nicht per se hellfühlig oder medial veranlagt sein, wie umgekehrt nicht jedes Medium hochsensibel sein muss. Auch der in spirituellen und esoterischen Kreisen als Empath klassifizierte Mensch muss nicht notwendigerweise hellfühlig oder medial veranlagt sein, wiewohl es Überschneidungen geben kann. Begrifflich sollte zwischen Empfindsamkeit, Sensitivität und Empfindlichkeit unterschieden werden. Der hier vorgestellte Artikel nimmt Bezug auf die Forschung und die Bücher von Dr. Elaine N. Aron, somit auf wissenschaftlich fundierte Informationen.
Parallelen und Unterschiede zwischen Hochsensiblen, Empathen und Alten Seelen und die spirituelle Dimension
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