Was die Menschen gerne Zivilisation nennen, um sich inmitten ihrer eigenen Existenz etwas „sicherer“ zu fühlen, war vermutlich nie mehr als ein hauchdünner Anstrich auf der Oberfläche der menschlich-archaischen Triebhaftigkeit. Gegen Ende einer jeden kulturellen Epoche der Neuzeit trat eben diese allgemeine Neigung zur Degeneration, zu Gewalt und Niedertracht immer deutlicher hervor. Seit zweitausend Jahren erleben wir das wieder und wieder: Rom, Pompeij, Germanien, das Dritte Reich … immer endete es gleich, in einem allumfassenden Kataklysmus.
Innere Disposition
Es gibt (zu)viele Gewaltmenschen auf der Erde … Wenn Regierungen sagten, alle Straßenhunde würden jetzt zum Töten oder Abschuss für jedermann freigegeben, rückten die Brutalen aus und grinsen: Endlich gibt ihnen eine höhere Stelle eine Legitimation … (Aber: Warum bleiben sie nicht einfach Zuhause?) Dasselbe kennen wir natürlich aus dem Nationalsozialismus: SS-Männer oder Lagervorsteher wurden nicht in diese Ämter gezwungen, da brauchte es eine innere Disposition.
Das Niederste im Menschen zeigt sich ungeniert, wenn es einen Freifahrtsschein und/oder die passende Ideologie dazu bekommt. Bleibt die Legitimation aus, ist die Anlage damit natürlich nicht weg. Die Disposition dazu ist nach wie vor da.
Wer sich in seinem Dorf oder seiner Stadt umsieht, sieht vielleicht Taxifahrer, Lehrer, Spaziergänger, Eiscremeverkäufer, Gartenarbeiter, Straßenarbeiter, Pensionisten, Bänker, Postbeamte, Bäcker usw. … Vermutlich würde jedoch jeder Vierte oder Fünfte davon sofort euphorisch aufspringen, wenn es heißt: Da sind die Hunde, tötet sie wie ihr wollt. Ihr dürft sie quälen, misshandeln, langsam oder schnell töten, ganz nach eurem Belieben. Und dort sind die Füchse, dort sind die Katzen, da die Hasen … Und da sind die Menschen, die passen gerade nicht ins System: Schikaniert sie, missachtet sie, wie ihr wollt, demütigt sie öffentlich, aber bringt sie nicht gleich brutalst um, das schädigt den Tourismus. Und da sind die Ehebrecherinnen, ab jetzt ist Steinigung wieder erlaubt. Hurra! Und wenn Sklavenhaltung/Menschenhandel wieder erlaubt und freigegeben werden würde, gäbe es meiner Ansicht nach genügend Menschen, die hier ebenfalls skrupellos zugreifen würden und sich ganz in ihrem Element wüssten: Obacht! Ab jetzt arbeiten Menschen nicht mehr für Lohn, sondern aus Angst vor Strafe. Wer nicht alles gibt, bekommt kein Mittagessen und zwanzig Peitschenhiebe obendrein. Das ist doch nur unternehmerisches Denken!
Das heißt, egal, welche Gesetzeslage, bzw. welcher Konsens von Gut und Richtig gerade gilt, in Wahrheit ist das Böse nur unterdrückt. Ab und zu blitzt es auf und zeigt sich innerhalb Familien, in der Tierhaltung, in Schlachthäusern, in der Prostitution, in Schulen, in der Altenpflege, in Tierversuchslaboren oder in Schreckensmeldungen zur Kinderpornographie usw. …
Wahre oder gereifte Ethik braucht aber keinen gesetzlichen wie auch immer gültigen Rahmen. Sie kommt von innen. Egal, wer einen äußeren Rahmen schafft, egal, wie gut oder falsch, wie Recht oder Unrecht definiert ist, sie steht außerhalb davon.
Gäbe irgendeine Regierung in der Welt Hunde zum Töten frei, Frauen zur Steinigung, Menschen als Nutzgut (wie im Feudalismus) usw., täte ein Mensch, der keinen äußerlichen Rahmen für sein Empfinden von Gut und Schlecht braucht, einfach nicht mit. Er würde sagen: „Auch wenn ich kein Verbrechen begehe, wenn ich einen Hund erschlage, tue ich es trotzdem nicht, denn es ist ein Verbrechen gegen Gott und mich selbst.“
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