Wer zurück in seine Beziehungshistorie blickt, wird vielleicht primär an mehr oder minder große emotionale Verletzungen denken, an Verrat, Treuebruch, Zurückweisung usw. Auch Enttäuschung, Ernüchterung und Desillusionierung gehören dazu. Aber auch gute Erinnerungen können u. U. auftauchen, an eine schöne große Jugendliebe, die ev. jahrelang gehalten hat und schließlich auch ein Ende erfuhr. Vielleicht gab es in der Biographie des einen oder anderen auch platonische, eher freundschaftliche Beziehungen oder durchwegs sexuelle Begegnungen …
Doch wie auch immer sich die individuelle Beziehungshistorie zeigt, gemein ist allen, dass die Beziehung(en)/Begegnungen irgendwann endeten. Auch wer aktuell in einer stabilen, monogamen und langjährigen Partnerschaft/Ehe ist, hat letztlich keine Garantie für die nächsten fünf Jahre: Krankheit, Schicksalsschläge, Weiterentwicklung des Partners, Tod – es gibt auch unter günstigsten Umständen Faktoren, die dafür sorgen können, dass eine Beziehung einbricht, stagniert und letztlich endet.
Jede Beziehung ist endlich
Um es provokant zu formulieren: Jede Beziehung erfährt irgendwann (in der physischen Welt) ein Ende. Mitunter können Beziehungen in der jenseitigen Welt fortgeführt werden, doch in diesem Artikel möchte ich mich auf die Gegebenheiten der allgemein gültigen Welt – des Diesseits – beschränken.
Warum geschieht Betrug?
In Mann-Frau-Beziehungen kollidieren z. B. Treue und Moral mit Betrug und Verrat. Jemand gibt ein Eheversprechen ab – und meint es, wohingegen der Partner/die Partnerin schon Wochen oder Monate nach der Hochzeit ohne Rücksicht auf Verluste fremdgeht.
Was ist die Liebe wert?
Was ist ein Versprechen wert?
Ich möchte nun die Moral, bzw. die individuelle Reife einer Person außen vor lassen und einen einfachen Mechanismus darlegen: Menschen tun (immer), was sie wollen. Vielleicht gibt es Reue, vielleicht nicht. Verträge/Vereinbarungen werden nicht nur in Beziehungen, sondern auch im Geschäftsleben gebrochen. Freundschaften werden gebrochen/verraten.
Seit Menschengedenken gibt es Vertragshalter und Vertragsbrecher. Es gibt integere und korrupte Menschen.
„Aber das geht doch nicht!“, wird jemand einwenden (wollen). „Da spielt jemand (wieder nicht) nach den Regeln, hat nur seinen eigenen Vorteil im Blick, ist egoistisch, ausbeuterisch usw. …“
Ja. Geht jemand in einer Beziehung fremd, gibt es nicht zwingend Reue auf Seiten des Fremdgehers, da Menschen (immer) tun, was sie wollen, jedoch nicht, was man selber für richtig und angemessen hält. Gäbe es Einsicht, Reue, Fairplay, dann würde der Betrug (per se) nicht stattfinden.
Doch so funktionieren Menschen seit Ewigkeiten und immer noch. Beziehungen werden nie absolut sein.
Beziehung ist eine veränderliche Realität
Beziehung ist daher immer eine Variable. Sie ist grundsätzlich, auch wenn sie stabil, liebevoll und ehrlich ist, eine veränderliche (relative) Realität. Sie ist keine absolute Realität.
Die absolute Beziehung
Eine absolute Beziehung gibt es letztlich nur zu Gott. Wer drei Jahre lang oder länger nicht an Gott denkt und wem Gott plötzlich wieder einfällt, wird davon ausgehen können, dass Gott immer noch (für ihn) da ist. (Wer bei dem Wort „Gott“ Unbehagen empfindet, kann auch das Höchste, die Quelle, das Absolute – das für ihn individuell Stimmige denken.)
Wer jedoch drei Jahre oder länger nicht an seinen Partner gedacht hat, ihn mehr oder minder links liegen gelassen hat, wird bei plötzlichem Wiederkontakt wohl mit Abwehr, Schimpf oder Widerwillen rechnen müssen.
Reifung an Beziehungen
Aus spiritueller Sicht gehören Menschenbeziehungen (Partnerschaften, Freundschaften, familiäre Bindungen, sexuelle Kontakte) im Grunde zu Maya. Die emotionalen Verstrickungen/Bindungen, das Chaos, das Glück und das Leid … Wer erkennt, dass Beziehungen immer endlich sind, sowie (immer) mehr oder minder instabil, wird den Fokus zwangsläufig verlagern (müssen). Dies kann zu Weltabkehr, Entsagung, Gottesliebe usw. führen, und dies kann, je nach Reifung und Bewusstheitsstand des Menschen, sinnvoll sein und zur Seelenreifung beitragen. Doch auch, wer weniger entsagend ist, kann irgendwann – durch endliches Glück oder relatives Leid – erfahren/lernen, dass er als individuelle Person, als Seele in diesem Körper, in dieser Inkarnation, grundsätzlich vollständig ist. Dass Zurückweisung, Leid/Glück in Partnerschaften nur deshalb entstehen, weil die Grundannahme lautet, als Einzelperson nicht vollständig zu sein – dass eine Ergänzung, ein Partner/eine Partnerin not-wendig ist … Die Illusion wird also irgendwann erkannt.
Bewusste Kontemplation
Selbstredend sind Menschen soziale Wesen. Alleine, wer in der Arbeit/seiner Anstellung Kunden grüßt, mit Kollegen in Interaktion tritt oder mit dem Chef zu Mittag isst, ist schon in einer „Beziehung“. Und viele Singles, auch wenn sie sich selbst gut und gerne genügen, hätten gegen „den Richtigen“ oder „die Richtige“ an ihrer Seite nichts einzuwenden. Doch die bewusste Kontemplation darüber, dass Glück und Vollständigkeit nicht allein im „richtigen Partner“ liegen, kann befreiend wirken. Dies umso mehr, wenn man sich relative und absolute Bindungen/Beziehungen vor Augen hält. Auch die schönste Liebe, die u. U. jahrzehntelang hält – was ich jedem von Herzen wünsche – wird irgendwann (spätestens mit dem Tod) enden.
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