Bewusstseinserweiterung wird gemeinhin als punktuelles Ereignis betrachtet, das den Wahrnehmungsfokus eines Menschen temporär verschiebt, auf dass er Einsichten über sich selbst, die Schöpfung, das Höhere Selbst und/oder das Universum erhält. Unabhängig davon, welche Methode zur Bewusstseinserweiterung gewählt wird, sei es intensive Meditation, Askese, Schlafentzug, Sport, energetisches (Kundalini-)Yoga oder seien es tranceartige Zustände, psychotrope Substanzen usw., so zeigt sich i. d. R. ein Peak, der einen Menschen für Minuten oder Stunden aus dem gewöhnlichen Alltagsbewusstsein herausschält. Nach dieser Erfahrung wird das Erlebte in den Alltag transferiert, wie auch immer ausgedeutet und integriert.
Übersehen wird dabei, dass Bewusstseinserweiterung nicht immer ein singuläres Ereignis ist, das je nach Methode sporadisch immer wieder kehrt, sondern dass es ein Prozess ist, der monate- oder jahrelang andauern kann und ab einem gewissen Punkt eine Eigendynamik erhält. Dies insbesondere, wenn man Psychose und/oder Schizophrenie und sog. Ich-Störungen dazurechnen möchte.
Die Pathologisierung dieser Zustände ist nicht nur der Psychologie geschuldet, sondern entsteht auch über die Eigeninterpretation des Erlebten und eines damit einhergehenden Leidensdruckes. Letztlich wird Selbst- und Fremdgefährdung als Basis-Kriterium für den Krankheitswert herangezogen.
Ein Mensch, der sich innerhalb der Psychose als Gott, Schöpfer oder Creator erlebt, mag noch wenig Belastendes erfahren, doch wenn dies in Paranoia abgleitet und mit Stimmenhören einhergeht, können sich massive Ängste zeigen. Bedrohungsgefühle entstehen, das Gefühl, dass jeden Moment etwas Schlimmes passiert, diffuse Ängste, ein generalisiertes Misstrauen anderen Menschen gegenüber und so weiter und so fort …
Ist es „wahr“, was schizophrene Menschen erleben?
In der Film-Biographie „A Beautiful Mind – Genie und Wahnsinn“ erkrankt der Protagonist, Mathematiker und Nobelpreisträger John Nash an schizophrener Psychose. So interessant der Film auch ist, bestätigt er lediglich das bestehende Weltbild: Der Sieg über die Erkrankung wird mit dem Nobelpreis belohnt, die psychiatrische Intervention stimmt, John Nash ist „geheilt“, die Welt – so wie sie ist – stimmt wieder.
Abgesehen davon, dass für einen Außenstehenden die Phantasievorstellungen Nashs keinen Sinn ergeben und es absurd bis verrückt erscheint, wenn Nash im geheimen Auftrag der amerikanischen Regierung Codes sowjetischer Agenten entschlüsselt, findet keine Auseinandersetzung darüber statt, ob Nashs veränderte Wahrnehmung nicht auch „Wahrheitsgehalt“ haben könnte. Wenn ja, in welcher Weise?
Der Science-Fiktion Autor Philip K. Dick wähnte sich ebenfalls vom Geheimdienst verfolgt, dennoch verfasste er großartige Werke, die teils prophetischen Charakter hatten. Man denke an „Minority Report“, „Total Recall“ usw. Auch nahm er die „Matrix“ vorweg, was später als Sujet von den Wachowski-Geschwistern aufgegriffen wurde …
Der Bewusstseinsforscher und Sprachwissenschaftler Terence McKenna „litt“ nach eigener Aussage an einem Verfolgungswahn.
Beschäftigt man sich nicht nur mit dem Hauptwerk von William S. Burroughs, nämlich „Naked Lunch“, sondern ebenfalls mit seiner Biographie, zeigt sich, dass er über erhebliche Mengen Alkohol und Cannabis in einem beinahe automatischen Schreiben eine große Menge von literarischen Texten zu Papier brachte. Zum Inhalt sei gesagt, dass Burroughs fragmentierte Aufzeichnungen von realen Erlebnissen, Halluzinationen und Phantasien mischte. Unter anderem thematisiert er Geheimagenten, außerirdische Organisationen und Verschwörungen von kosmischem Ausmaß sowie reale und imaginäre Drogen mit enormem Suchtpotenzial …
Philip K. Dick wiederum wurde ebenfalls als „Drogen-Autor“ beschrieben.
Zitat Wikipedia:
„Damit verbunden ist die Loslösung des Realen von der individuellen Wirklichkeit. Denn im gewissen Sinne – so Dick – verdränge jeder Mensch Teile der Realität. Dick beschäftigt sich immer wieder mit dem Glauben oder Geist als Bindeglied oder Barriere zwischen den Menschen, im Zusammenhang mit einer der Religionen, mit der Philosophie (Existentialismus) oder der Wissenschaft. Drogen, Konsum, Kapitalismus, Gesellschaft, Medien, Machtmissbrauch, Verfolgungswahn, Psychoanalyse, Überwachungsstaat und immer wieder der Zweite Weltkrieg in alternativen Szenarien (z. B. gewinnen in Das Orakel Vom Berge Deutschland und Japan den Krieg und besetzen Amerika) mischen sich mit den „klassischen“ Themen (Raum- und Zeitreisen, Telepathie, genetische Mutationen, Außerirdische etc.) der Science-Fiction. Das Besondere bei Dick ist dabei, dass alle Handlungsstränge einer typischen Dick-Logik folgen, die zur Katastrophe führt, die aber keine Katastrophe ist, sondern nur das Erkennen des ganz normalen Wahnsinns. Die Erkenntnis als Dauerthema in Dicks Werk ist also ein zweischneidiges Schwert, und es ist den autobiografischen Zügen seiner Werke zuzurechnen, dass diese Erkenntnis oft gleich wieder relativiert wird, das Gefühl des Erlangens tieferer Einsicht weicht dann sofort der Panik, sich (möglicherweise) erneut in einer „gefälschten“ Realität zu befinden. Dick teilt mit dem Leser so die inneren Fragen seines Selbst auf eine authentische Art und Weise und macht sich und sein Werk dadurch äußerst interessant.“ (Zitat Ende)
Im Zusammenhang mit bewusstseinserweiternden Substanzen kann sich also das Erleben einstellen, „verfolgt“ zu werden, Verschwörungen zeichnen sich ab, Überwachung, Wahnsinn usw. … Dies scheint thematisch zu sein, bzw. ein Schema zu haben.
Wenn nun bewusstseinserweiternde Substanzen u. a. diese Wahrnehmung befördern und sie überdies bei vielen Menschen gleich aussieht, scheint es ein Muster zu geben, denn warum erleben verschiedene Menschen unter psychotropen Substanzen ähnliche Inhalte? Warum geht es in diese Richtung und nicht oder nicht nur in Richtung „Engel, Licht und Liebe“?
Anzumerken ist hier, dass aus psychiatrischer Sicht jedwede Wahrnehmung, die außersinnlich ist, als pathologisch begriffen wird. So auch mediale Kundgaben (Stimmen-Hören), das Sehen von Energielinien, Aura-Sehen, Visionen, Kontakt mit interdimensionalen Wesen, Kontakt zu Verstorbenen, auch das Astralreisen usw. … Gewöhnliche Spiritualität, auch wenn sie keinen Leidensdruck erzeugt, wird innerhalb der Psychiatrie als Störung begriffen.
Sind es nur die eigenen Gedanken?
Aus psychologischer Sicht werden Halluzinationen jedweder Art als „eigene Gedanken“ deklariert. Menschen, die z. B. Stimmen hören, wird erklärt, dass alles aus der eigenen Psyche käme und die Halluzinationen unwahr, bzw. nicht „echt“ seien.
Dies wiederum hat der Psychiater Dr. med. August Carl Wickland (1861 – 1945), Leiter des National Psychological Institute in Kalifornien, widerlegt. Seiner Forschung zufolge handelt es sich innerhalb Psychose, Schizophrenie und Subtypen nicht nur um eigene Gedanken, die als Stimmen oder Halluzinationen personifiziert sind, sondern es handelt sich um eigenständige Wesen, die aus anderen Dimensionen Einfluss auf den Menschen nehmen. Man könnte also von Fremdbeeinflussung aus anderen Dimensionen sprechen. Dies hat Dr. August Carl Wickland Jahrzehnte lang erforscht und in der Publikation „30 Jahre unter den Toten“ ausführlich dargestellt.
Wenn nun Menschen mit Psychose/Schizophrenie erklärt wird, dass alles, was sie sehen, hören und fühlen nur „sie selber“ sind, ist der Wirklichkeitsgehalt des Erlebten als unwahr deklariert – obwohl es wahr ist.
Es spricht nicht für eine moderne Psychologie, dass sich trotz der Forschung von Dr. August Carl Wickland bis heute die Ansicht hält, dass alles, was Menschen mit Psychose/Schizophrenie erleben, „unwahr“ weil nicht „echt“ ist. Dass sich eben daraus Therapiemaßnahmen ableiten, ist fraglich.
Abseits der Forschung von Dr. August Carl Wickland kann die Psychologie ihre „Behauptung“ nicht verifizieren. Geht man davon aus, dass alles, was Menschen mit Psychose/Schizophrenie erleben nur die eigenen Gedanken sind, muss man fragen, womit diese Aussage je belegt oder untermauert worden ist. Wann ist dezidiert gemessen und belegt worden, dass alles, was Menschen mit Psychose/Schizophrenie erleben, „nur“ die eigenen Gedanken sind?
Tatsächlich gibt es hierzu keinen Beweis, trotzdem hält sich diese Sichtweise bis heute in der Psychologie und darf m. E. als Behauptung betrachtet werden.
Medialer Blick auf schizophrenen/psychotischen Menschen
Ein Mensch, der gerade unkonzentriert und/oder nicht ansprechbar ist, weil er psychotisch-schizophren ist, ist jedoch nicht „unrichtig“, sondern er erlebt gerade „mehr“, als es im normal-bewussten Zustand geschieht.
Die Einspeisung zweier oder mehrerer Realitäten hat schon Robert Monroe in dem Zusammenhang skizziert, siehe „Der Zweite Körper“, Schauplatz II.
Das heißt, Psychose und Schizophrenie sind Pathologisierungsbegriffe einer veränderten Wahrnehmung. Neutraler und treffender wären Begriffe wie Bewusstseinsverschiebung, Bewusstseinsöffnung oder Wahrnehmungsverschiebung.
Auch Ich-Störungen sind in dem Zusammenhang keine Störungen, sondern Ich-Erweiterungen.
Das Erleben, dass das Ich fehlt (Depersonalisation) oder die Umwelt unwirklich oder ein Traum ist (Derealisation) kann ebenfalls als Bewusstseinsverschiebung begriffen werden.
Ferner sind Halluzinationen, Wahn und Wahnstimmung Pathologisierungsbegriffe, die ebenfalls der außersinnlichen Wahrnehmung angehören.
Das Negativerleben
Dass diese besonderen Zustände belastend sein können, ist selbsterklärend. Mit einem fehlenden Ich ist ein normales Leben schwer, innerhalb der Psychose kommen Ängste und Bedrohungsgefühle usw. …
Beziehungen leiden darunter, Angehörige erklären die Person für verrückt, der Mensch ist nicht mehr arbeitsfähig, vielleicht auch nicht mehr gesellschaftsfähig.
Aus diesem Grund wird Hilfe seitens der Psychologie und Psychiatrie geboten und in Anspruch genommen.
Wie dies „erfolgreich“ geschieht, zeigt sich im Film „A Beautiful Mind – Genie und Wahnsinn“. John Nash wird geheilt und erlangt später den Nobelpreis.
Gesetzt, es wären psychische Dispositionen wie Psychose, Schizophrenie, Wahn etc. jedoch nicht therapiewürdig, wie wäre der Zugang dann? Was muss therapiert werden und warum?
Wenn der psychische Ausnahmezustand da ist, worunter leiden die Personen „in Wahrheit“? In vielen Fällen ist es weniger der Zustand an sich, sondern das Befremden und die Angst. Ein paranoider Zustand z. B. sorgt für permanente Angst und Misstrauen.
Auch die Diskrepanz zwischen dem, was gemeinhin akzeptiert und als normal betrachtet wird und was als „krank“ betrachtet wird, erschafft Leid. Aus diesem Grund hilft die Psychologie mit ihren Negativkonnotationen wenig bis gar nicht, eher verhärtet sie das Stigma „Krankheit“.
Psychische Dispositionen in der Gesellschaft – ein Selbstfindungsprozess
Für einen Menschen in der Psychose gibt es keinen Rahmen, in dem er seine Psychose ausleben und erfahren darf. Wer desorientiert auf der Straße geht, sich für Jesus hält und den Weltfrieden ausruft, wird irgendwann von der Polizei aufgegriffen werden.
Zu verstehen ist m. E., dass Bewusstseinserweiterung – auch wenn sie innerhalb der Meditation oder durch psychoaktive Substanzen auftritt – nicht nur positiv und angenehm ist. Festzuhalten ist, dass Bewusstseinserweiterung – wie ich eingangs sagte – kein singuläres Ereignis ist, sondern einem Prozess unterworfen ist.
In diesem Prozess wird nicht nur der externe Fokus erweitert: Es geschieht nicht nur ein externer „Ego-Tod“, ein multidimensionales Erleben, sondern es passiert auch ein zentraler „Ego-Tod“. In diesem Prozess versetzt das „Wahre“ oder „Höhere Selbst“ die Person in andere Bewusstseinszustände, um etwas ins Bewusstsein zu heben.
Wer sich in der Psychose verfolgt fühlt, wer mit Elfen spricht oder Zeitportale findet, wird temporär auf einen anderen Persönlichkeitsaspekt „verschoben“, damit er sich so erfahren kann. Je mehr er davon überzeugt ist, dass das, was er gerade erlebt, wahr und richtig ist, umso tiefer ist die Erfahrung, wenn die Psychose danach wieder abklingt. (Psychose klingt häufig von alleine ab, es braucht nicht immer medikamentöse Intervention.)
Das heißt: Wie in allen anderen bewusstseinsveränderten Zuständen auch, kommt irgendwann der Übergang zum Normalbewusstsein. Seltenst bleibt es bei einem dauerhaften psychotischen oder schizophrenen Zustand, dennoch ist auch dies möglich.
Wenn das Normalbewusstsein wieder zurück kehrt, beginnt die eigentliche „Erweiterung“. Der Mensch hat sich als etwas völlig anderes erfahren, die Erfahrung ist „da“. Er hat etwas geglaubt, was andere Menschen als aberwitzig, absurd, dumm oder wahnsinnig definieren. Dennoch war es für ihn „wahr“. Es ist eine psychotische Wahrnehmung kein Fehlglaube an den „Weihnachtsmann“, der mit etwas Aufklärung korrigiert werden kann, es ist so wahr, wie jeder Mensch die Naturgesetze als wahr betrachten würde.
Je intensiver und deutlicher die andere „Wahrheit“ erfahren worden ist, eine andere Wirklichkeit als wahr erlebt worden ist, umso intensiver ist der Nachhall. Die eigentliche Erweiterung beginnt erst jetzt, weil sich über die veränderte Wahrnehmung ein neues Selbst zusammensetzt, das größer ist, als das bisherige.
Dieser Prozess wird durch gesellschaftliche Dogmen und psychiatrische Intervention behindert oder verunmöglicht. Wenn die Erfahrung nicht zuende „gelebt“ wird und/oder pathologisiert wird, kann sich kein größeres Selbst bilden. Die Ängste bleiben bestehen, das Misstrauen in die eigene Wahrnehmung und Erfahrung wächst, das eigene Erleben wird abgewertet und belächelt, und da sowas – um Gottes willen! – nicht noch einmal geschehen soll, werden prophylaktisch Medikamente eingenommen.
Humane Therapie
Therapiert werden sollten m. E. nicht Schizophrenie und/oder Psychose, sondern lediglich die Angst vor der veränderten Wahrnehmung. Und wenn klar wird, was unter Psychose und Schizophrenie für Schätze liegen, ergibt sich wiederum ein anderes Bild, denn dann handelt es sich nicht um Störungen, sondern um brachliegende Kräfte, die mehr oder minder symbolisch in der Heldenreise, in Superhelden-Mythen und anderen Werken Ausdruck finden … In diese Richtung dachte und wirkte der Regisseur M. Night Shyalaman, der mit Filmen wie „Split“ oder „Unbreakable“ eine andere Sicht präsentierte. Seiner Anschauung zufolge zeigt sich das psychologische Denken und Wirken als menschenfeindlich: Was nicht „normal“ ist, darf nicht sein.
Therapiert werden sollten m. E. lediglich die Ängste, nicht aber die veränderte Wahrnehmung.
Nicht zu vergessen ist, dass Psychose und Schizophrenie nicht staatsdienlich sind.
Es wäre m. E. Menschen in psychotisch-schizophrenen Zuständen am meisten geholfen, die Angst zu mildern und die Wahrnehmung zu trainieren. Ja, er sieht/hört/fühlt Halluzinationen, ja, er sieht/hört/fühlt etwas, was andere Menschen nicht wahrnehmen können, ja, er ist unkonzentriert und verwirrt, bisweilen nicht ansprechbar, völlig absorbiert in diese Wahrnehmung hinein – doch wenn es erkannt wird, dass es nicht nur eigene Gedanken sind, sondern dass eine Bewusstseinsöffnung in andere Dimensionen besteht, in Dimensionen, die sich gerade überlagern, ist ein erster Schritt getan.
Wenn weiters erkannt wird, die Wahrnehmungsverschiebungen zu registrieren, den eigenen „Wahn“ auf tiefere Ebene als etwas Komplexes zu dekodieren, anstatt ihn als etwas Ganzes zu betrachten, das fraglos übernommen wird, wechselt der Mensch in den Beobachter und kann von dort aus die Wahrnehmung noch genauer untersuchen und verstehen lernen …
Je besser er lernt, das neue „Talent“ zu nutzen, umso größer wird die Erweiterung das Bewusstseins und das neue sich bildende Selbst.
Psychologisch wird meines Wissens nach noch so gearbeitet, dass der eigene Wahn belächelt, mit Humor betrachtet wird, dass das eigene Erleben strikt ignoriert werden soll, dass es achtsam betrachtet oder abgewertet werden soll. Frühanzeichen sollen möglichst bald erkannt werden, Auslöser, Trigger usw. … Seltener soll das eigene Erleben auch positiv bewertet werden, dennoch soll die Identifizierung gebrochen werden, letztlich medikamentös.
Es ist jedoch die direkte Identifizierung, die das neue Selbst später erst herauszubilden vermag.
Edmund Husserl und der dissoziative Zustand
Der dissoziative Zustand ist mit der reduktiven Wahrnehmung nach Edmund Husserl verwandt – wenn nicht ident: Der dissoziative Zustand ermöglicht es, die Welt so zu sehen, wie sie ist, weil alle Vorbildungen der Persönlichkeit, alle Glaubensätze, Überzeugungen, ja gar der eigene Charakter, ausgeschalten sind.
Im dissoziativen Zustand geschieht direkte Wesensschau, wenn man so möchte.
Depersonalisierung und Derealisation zeigen andere „Wirklichkeiten“, als die, die gemeinhin akzeptiert sind.
Und gesetzt, es ist wahr, dass Realität eine Simulation ist, dass Verschwörungen kosmischen Ausmaßes (nach Philip K. Dick) stattfinden, dass das menschliche Bewusstsein absichtlich abgekapselt worden ist, dass jeder Mensch träumt und die Realität nur von den Parametern aller Träumer eingespeist wird, dass der Kollektive Traum eine Projektion des Gesamtselbstes ist, dass der „geschlachtete Gott“ – wie es in den sumerischen Tafeln steht – als Energielieferant dient usw. … Gesetzt, es ist wahr, was Psychotiker und schizophrene Menschen erleben, dann wäre das bestehende Weltbild in weniger als einer Millisekunde gesprengt und jedweder wissenschaftliche Zugang zur Erkenntnisfindung müsste als unzulänglich erkannt werden.
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Ein sehr komplexes Problem!
Und der wichtigste Aspekt daran scheint mir die geistig-seelische (Grund-)Störung – (Kollektive) Neurose – der zivilisierten Gesellschaft zu sein. Das betrifft nicht nur die westliche / abendländische oder „christlich“ orientierte Gesellschaft, sondern mittlerweile alle Staaten der Erde und schließt auch die meisten anderen „Religionen“ sowie nichtreligiöse (Ersatz-)Konzepte (z.B. Wissenschaft, Kommunismus / Sozialismus) ein.
Was wir heute an „Religionen“ kennen – vor allem die „großen“ – sind (Ersatz-)Konzepte, die sich erst lange Zeit nach Ausbruch der Kollektiven Neurose bildeten und Anhänger finden konnten unter den zunehmend vielen von wahrer / heiler Kultur entfremdeten Menschen.
Heile / wahre Kulturen haben / hatten ein seit Beginn des Menschseins natürlich gewachsenes spirituelles Bewußtsein und praktizier(t)en in der Pubertätsphase den Kult / Ritus des „Aufstiegs“, der „zweiten Geburt“ / „Verwandlung“ / „Einweihung“ / „Heldenreise“ / usw.; ein Prozeß, der sich – wie die körperliche Pubertät – über Jahre erstreckte. Mit dem wesentlichen Unterschied, daß die körperliche Pubertät von selbst einsetzt / abläuft, während der geistig-seelische / spirituelle Entwicklungsprozeß im Wesentlichen vom Probanden beabsichtigt und getan werden muß – unterstützt von den bereits Erwachsenen, primär den eigenen Eltern.
Solche heilen / wahren Kulturen wurden im selben Maße zerstört, wie die Kollektive Neurose nach ihrem Ausbruch sich exponentiell wachsend ausbreitete und „Hochkulturen“ / Zivilisationen entstehen ließ, die lt. O. Spengler in der nachvollziehbaren Geschichte alle untergegangen sind.
Ich vermute, so lange noch heile / wahre Kulturen bestanden, haben / hatten diese konsequent auch alle Arten und Formen spiritueller Erfahrungen und Erkenntnisse gesammelt und verdichtet in Dichtung(en), in weisen Liedern, Geschichten, Märchen, Sagen, Legenden, usw..
Reste davon – zum Teil „kaschiert“ – blieben erhalten in Stories wie der Siegfried-Sage, in den griechischen Götter- und Heldensagen, in Märchen wie „Ali Baba“ / „Alad(d)in“ und in den Heiligen Schriften, aus denen die „Bibel“ und das „Christentum“ redigiert wurden.
Da erkenne ich die Reise von Joseph und Maria von Nazareth nach Bethlehem als „Heldenreise“, an deren Zielpunkt der „Christus“ (das Christus-Bewußtsein), der „neue Mensch“ zur Welt kommt.
Die „Hochzeit von Kanaan“ ist symbolischer Hinweis auf die Vereinigung von innerem männlichen und weiblichen (Bewußtsein), und die dort vorgenommene „Verwandlung von Wasser in Wein“ bekräftigt die Verwandlung der Identitätsvorstellung des durchführenden Menschen. Was am Kreuz stirbt, ist diese Identitätsvorstellung. Das Leben von Körper und Seele geht weiter („Auferstehung (im Fleisch)“.
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Ich denke, man muß bei der Bewertung / Einordnung von „psychischen Störungen“ und der sogenannten „Symptome“ noch viel mehr differenzieren – nicht nur bei den Sichtweisen der Ärzte und Therapeuten, sondern auch auf Seiten der Kritiker und selbst Betroffenen.
Dazu gehört m.E. die Erkenntnis des Menschen, daß er – hauptsächlich – eine Seele IST; und, um was es sich dabei handelt: Um ein feinstofflich-energetisches Lebewesen, welches dem Seelenträger überhaupt erst die Lebendigkeit der Materie des Körpers gewährt.
Die Seele „ankert“ möglicherweise im Herzen, weil dieses, ständig schlagend, elektromagnetische Felder produziert, an denen die Seele sich „festhalten“ kann – sonst würde sie aufgrund ihres geringen spezifischen Gewichtes (leichter als Luft) nach oben, aus dem Körper hinaus, gezogen werden. Das ist auch das, was mein Vater über einen seiner Tode (Nahtoderfahrungen) berichtete: Er sei „nach oben gefallen“ (!) und auf einer Blumenwiese gelandet. Dann aber habe es ihn „zurückgesogen / -gezogen (durch die Reanimation).
Solange die Seele noch unbewußt (nicht erwachsen) ist (regelhaft bei Kindern), ist sie verletzbar, erschreckbar usw. und zieht sich bei entsprechenden Ereignissen zurük bzw. zusammen – wie eine Seeanemone ihre vielen Tentakel – und bleibt in dieser „Rückzugshaltung“ bis zur Heilung – also wenn sie sich wieder sicher fühlt. In heilen, wahren, Kulturen kommt diese Heilung in aller Regel sehr schnell – im Umfeld der Eltern oder vertrauten Stammesangehörigen, die alle im Bewußtsein der bedingungslosen Liebe leben und das entsprechende – erforderliche – Klima zur Verfügung stellen.
In der von Kulturverlust schwer beschädigten zivilisierten Gesellschaft bleiben die Kinder früher oder später an einem der unvermeidlichen Traumata „hängen“ und in der Neurose, dem Zustand des Ungeheiltseins, „stecken“. Je länger dieser Zustand dauert, desto mehr tritt Gewöhnung ein und desto intensiver werden die Abwehr- / Vermeidungskonzepte.
Solange die Seele zusammen- / zurückgezogen ist, nimmt sie am materiellen Leben des Seelenträgers nicht oder nur begrenzt teil. Dabei spielt auch eine Rolle, ob abgespaltene Gefühlsenergien („Fremdenergien“) den Kontakt zwischen Seele und Körper / Gehirn erschweren. Ist der Mensch (Neurotiker) wach, befindet er sich mehr oder weniger im angespannten Zustand von Angst / Unsicherheit und Signale der Seele kommen noch weniger durch als im entspannten Zustand. Dieser ist im Schlaf gegeben, und so hat die Seele Gelegenheit, durch Träume Mitteilung zu machen – in ihrer typischen bildhaft-symbolischen „Sprache“ – über ihren Zustand bzw. darüber, was im „Unbewußten“ an Problemen vorhanden ist. Das sind typischerweise / meist „Albträume“.
Kinder verstehen naturgemäß die Sprache der Seele / Träume, die „Sprache Gottes“ noch nicht, aber wahrhaft erwachsene Eltern können solche Darstellungen zutreffend deuten und das erforderliche für die Klärung / Heilung tun.
Die Seele versorgt den Menschen mit dem Seelen-Potenzial, wie ich es nenne, und das besteht aus den 2 Elementen / Faktoren, aus denen, wie ich las, das ganze Universum besteht: Energie und Information.
Bei der Energie handelt es sich um
– Lebens-Energie, Lebens-Kraft, Chi, Qi, Ki, Prana, Od, usw.;
– Kraft der (reinen, bedingungslosen) Liebe;
– Kraft der (Lebens-)Freude;
– Kraft des Friedens;
– Vorstellungskraft, Schöpferkraft, Heilkraft (Placebo);
– u.a.m.;
bei der Information handelt es sich um
– Inhalte aus dem universellen Gedächtnis;
– Eingebungen, Gewißheiten, Intuition, Führung, „Zufälle“, usw..
Von diesem Potenzial ist der Neurotiker mehr oder weniger abgetrennt.
Neben Träumen, Visionen, symbolischem Denken, Reden und Handeln sind nach und nach schwerere körperliche Symptome als Folge der Neurose möglich – denn es mangelt im Körper and Lebens-Energie / Heilkraft und an ordnenden Informationen, so daß sich Fehlentwicklungen zeigen: Zellen gehen unter und werden nicht ersetzt oder Zellen wachsen mehr als erforderlich, ungesteuert, unkontrolliert.
Insofern sehe ich „Krebs“ u.a. als psychosomatisches Symptom / Folge der Neurose – ebenso wie alle „Zivilisations-Krankheiten“ und ich könnte mir vorstellen, daß auch alle anderen Krankheiten / Störungen letztlich psychosomatisch (seelisch-neurotisch) bedingt sind.
Es besteht natürlich auch in einer kollektivneurotischen Gesellschaft die Möglichkeit, daß Kinder untraumatisiert bzw. unneurotisiert bleiben, aber dann werden sie durch ihre mehrheitsnormal neurotische Umgebung zu „schrägem“ Denken verführt.
Und durch die umfassende / tiefgreifende Entfremdung der Menschen in der Zivilisationsgesellschaft (Natur-, Kultur- und Selbst-Entfremdung) bleibt auch bei Heilung (von) der Neurose der Mangel des nicht wahren Erwachsenwerdens.
„Die Erwachsenen der modernen Gesellschaft sind nicht erwachsen“, sagte Erich Fromm in einem Interview. „Neurotisch verwahrloste(e Kinder)“ nennt Christa Meves sie in ihrem Buch „Manipulierte Maßlosigkeit“, welches der Gesellschaft „schonungslos die Kollektive Neurose diagnostiziert“, wie es im Klappentext heißt.
Dieser Artikel hilft mir gerade sehr, die „Erkrankung“ eines Familienangehörigen an Schizophrenie anders einzuordnen und zu begreifen. Nach jahrelanger Medikation hat die Person die Medikamente abgesetzt und durchlebt seitdem schwere psychotische Zustände, Schlaflosigkeit, Despersonalisierung, seelische Folter. Es ist schwer auszuhalten für mich, dieses körperliche und seelische Leid nur zu sehen. Hin- und Hergerissen von dem Gedanken, ihre Seele weiß den Weg am Besten, sie lehnt jegliche Therapie und Medikamente ab, steht Ärzten und Therapeuten misstrauig gegenüber, haben diese doch ihr viele Jahre Medikamente verabreicht, die ihr Innenleben, ihre Seele so gedämpft haben. Ich stehe hilflos dabei. Einerseits verstehend, andereseits ohnmächtig, dieses krasse Leid, was sie durchlebt auszuhalten. Zweifelnd, braucht sie doch Medikamente um da rauszutreten? Die Ärzte sagen, ohne Medis kommen die Menschen da nicht raus. Ich leise hoffend, doch. Und wenn nicht? Die Qualen scheinen kaum erträglich, hauptsächlich der Gedanke zurück zu wollen zu Gott, Jesus, dem Erlöser, hat Platz in dieser Psychose. Aggressivität, Wut auf diese Welt, die Kälte, das Böse. Schockiert bin ich und doch denke ich, ja, sie hat Recht. Es ist eine Realität, die auch da ist. Ich leide mit, an einer großen Angst, Angst meine liebe Angehörige zu verlieren, sie will nicht mehr hier sein, oft höre ich das. Manchmal ganz zart, gern würde sie noch hierbleiben, eine Chance bekommen. Vielleicht liest hier jemand mit ähnlichen eigenen Erfahrungen oder auch als Angehöriger. Ich suche für mich nach Halt, ein Halt, die Ohnmacht auszuhalten. Manchmal möchte ich schreien, Schwester, komm bitte bitte komm in die Klinik, du brauchst dringend Hilfe. Ich bleibe leise. Respektiere ihren Seelenweg. Und doch ist da Angst, Zweifel. Ist es richtig so? Sollte ich ihr Leben retten um jeden Preis, sie in eine Klinik bringen, gegen ihren Willen? Ihr Leben retten, ein Leben was dann mit Medikamenten stumpf ist, so beschreibt sie es. Sie hatte es doch schon viele Jahre so gelebt. Wenn hier jemand liest und mir einen Tip einen Hinweis eine Ermutigung gegen kann, meldet Euch gern. Auf menschlicher Ebene ratos und ohnmächtig stehe ich dem psychotisschen Erleben meiner Schwester gegenüber.