Starb Jesus am Kreuz? Um Jesus als legendäre und historische Person ranken sich nicht erst seit Dan Browns Bestseller viele Theorien, wie etwa jene, dass Jesus die Kreuzigung überlebt haben und nach Indien gegangen sein soll. Es gibt jedoch noch andere, weniger bekannte Theorien, wie z. B. dass es nie eine Kreuzigung gab. Diese Theorien, die bekannten und weniger bekannten, stelle ich in diesem Artikel vor und zeige, in welchen Punkten sie sich gegenseitig bestätigen oder widerlegen und was damals wirklich geschehen sein könnte.
Starb Jesus am Kreuz? – Theorien
1. Jesus überlebte die Kreuzigung und ging danach nach Kaschmir
Eine sehr bekannte und relativ populäre Theorie besagt, dass Jesus die Kreuzigung durch einen Trick „überlebte“. Der auf einem Stock befestigte Schwamm, den die Soldaten Jesus zum Trinken reichten, war nicht mit Essig, sondern mit Opium getränkt. Dies sei von Pontius Pilatus, der gemäß Evangelien am Tod Jesus nicht besonders interessiert gewesen soll, so veranlasst worden. Danach wurde er gesund gepflegt und ging nach Kaschmir, einer Region im Himalaya. Dort gibt es in der Stadt Srinagar ein Mausoleum mit einer Grabinschrift, worauf steht: „Hier ruht der berühmte Prophet Yuz Azaf, Prophet der Kinder Israels.“ Der Sarkophag im Mausoleum ist von Osten nach Westen ausgerichtet, wie es bei einem jüdischen Grab üblich ist, und wird als Heiligtum von Christen, Hindus und Moslems besucht. Vertreter dieser Theorie sind Holger Kerstens, Autor von „Jesus lebte in Indien“, Dr. Jeff Salz und Erich von Däniken. Letzterer meint, man müsste den Leichnam exhuminieren und überprüfen, ob Kreuzigungswunden an Händen und Füßen vorhanden wären. Erst dies gäbe Aufschluss, ob es sich tatsächlich um Jesus handelte.
Als man später das Wachs, das viele Jahre die Bodenplatten vor dem Grab verdeckte, entfernte, legte man zwei Fußabdrücke frei. Diese Fußabdrücke zeigen stilisierte Wundmale, die eventuell von einer Kreuzigung stammen könnten.
2. Ein anderer wurde anstatt Jesus gekreuzigt
Eine weitere Theorie besagt, dass Jesus kurz vor der Kreuzigung durch eine andere Person ausgetauscht wurde, nämlich durch Simon von Kyrene. Diese Theorie ist alt-apokryphisch und stammt von Basilides, einem ägyptischen Gnostiker aus dem 2. Jh. n. Christus. Ihm zufolge wurde Simon von Kyrene, der namentlich das Kreuz für Jesus getragen haben soll, anstelle Jesus gekreuzigt. Nach Basilides hätte Jesus selbst mittels seiner besonderen Kräfte das Aussehen Simons verwandelt, sodass jeder glauben musste, es handle sich um ihn selbst. Basilides ging es mit dieser Darstellung jedoch lt. Geschichtsforschung vorrangig darum, die „Schande der Kreuzigung“ zu tilgen, denn gemäß damaligem Moralverständnis empfand man es als beschämend, dass ein Messias gekreuzigt worden wäre … So schreibt Basilides, dass Jesus selbst, noch während Simon auf dem Weg zur Kreuzigung war, dabeigestanden und gelacht hätte.
Aus heutigem christlichen Verständnis ist es undenkbar, dass eine moralisch hochstehende Instanz wie Jesus, dem die „Seligpreisungen“ und die „Bergpredigt“ zugeordnet werden, sich über einen „Streich“ wie diesen amüsieren hätte können. Befasst man sich jedoch näher mit Basilides Schriften, stößt man bald auf die Ahura-Mazda-Ahriman-Kosmologie des Zoroastrismus, einer Religion, die auf Zarathustra (2. Jahrtausend v. Chr., Iran) zurückgeht. Der Zoroastrismus war schon lange vor Entstehung des Christentums monotheistisch und dualistisch geprägt. Bei Friedrich Nietzsche wiederum schließt sich der Kreis in der berühmten philosophischen Schrift „Also sprach Zarathustra“. Es ist also, trotz des sich amüsierenden Jesus am Wegesrand des Kreuzigungszuges, die Kosmologie des Basilides nicht nur apokryph und im begrifflichen Sinne herätisch, sondern als gnostische Anschauung wertvoll.
3. Die Kreuzigung als Verschwörung um Jesus
Obiger Theorie nahe stehen die Durchsagen von Seth, welche die Autorin Jane Roberts (1929 – 1984) in den bekannten Seth-Büchern aufgezeichnet hat.
Zitat aus Gespräche mit Seth, 6. Auflage Nov. 2001, S. 415 ff: „Christus, der historische Christus, ist nicht gekreuzigt worden. Er hatte keine Absicht, auf diese Weise zu sterben; aber andere fanden, dass eine Kreuzigung nötig wäre, um die Prophezeiungen in allen Stücken zu erfüllen. Es hat eine Verschwörung gegeben, in der Judas eine Rolle gespielt hat, einen Versuch, aus Christus einen Märtyrer zu machen. Der dafür ausersehene Mann stand unter Drogen – daher die Notwendigkeit, ihm das Kreuz tragen zu helfen. (Siehe Lucas, 23). Und es war ihm eingeredet worden, er sei Christus. Er glaubte das. Er war einer der Irrgeführten, aber er war auch von sich aus davon überzeugt, dass er, und nicht der historische Christus, die Prophezeiung erfüllen müsse. Maria kam, weil der Mann sie dauerte, der sich für ihren Sohn hielt. Sie war aus Mitleid anwesend. Die verantwortliche Gruppe wollte, dass es so aussah, als hätte eine bestimmte Partei der Juden Christus gekreuzigt. Sie hatten es sich nicht träumen lassen, dass das ganze jüdische Volk einmal die Schuld davontragen würde.“
Diese Gruppe um Jesus hätte weiters, lt. Seth, den falschen Leichnam zwar abgenommen, jedoch nie ins Grab getragen, weswegen das Grab von vornherein leer gewesen war. Jesus selbst hätte sich Kreuzigungswunden zugefügt und wäre seinen Anhängern später sowohl physisch wie außerkörperlich erschienen, was die Auferstehung erklärte. Jesus hätte seinen Jüngern klarmachen wollen, was geschehen war, wurde aber von jenen, die an der Verschwörung nicht teilgenommen haben, missverstanden. Man glaubte also mehr an das „Wunder“ als an die „Verschwörung“.
4. Das Komplott mit Pontius Pilatus
Einer weiteren Theorie nach, die im Netz lediglich „mündliche Erzählung ohne Quellenverweis“ zu sein scheint, denn ich konnte keine Ursprungsquellen finden, hätten sich Pilatus und Jesus abgesprochen. Dies ginge auf jene Berichte in den Evangelien zurück, die erklären, dass Pilatus mit dem Konflikt zwischen den Juden erstens nichts zu tun und zweitens keinen unschuldigen Mann hinrichten lassen wollte. Siehe „Ecce homo“ und „Lavabo inter innocentes manus“, lateinisch für „Das ist der Mensch.“ und „Ich wasche meine Hände in Unschuld“.
So berichten die Evangelien, dass Pilatus den gegeißelten Jesus der Menge vorführte. Er soll darauf vertraut haben, dass das Volk mit diesem nun offensichtlich zur Genüge bestraften Mann Mitleid hätte. Auch bot er an, Jesus freizulassen, woraufhin sich die Menge aber auf Barabbas berief. Pontius Pilatus musste also, durch den Druck des Volkes, Barabbas anstatt Jesus freigeben.
Aufgrund dieses Konfliktes wird ersichtlich, dass Pilatus sich in der Rolle als Richter und Verurteiler nicht wohl fühlte, weswegen er sich mit Jesus abgesprochen hätte, wodurch es zu einem Komplott gekommen wäre, in welches Jünger wie „Petrus“ und „Judas“ eingeweiht worden wären. Kurz vor der Kreuzigung wurde Jesus durch einen anderen ersetzt.
5. Eine Kreuzigung gab es nicht
Eine weitere Theorie, welche auf den schwedischen Theologen Gunnar Samuelsson beruht, besagt, dass es eine Kreuzigung wie beschrieben nie gab. Er untersuchte viele griechische, römische und hebräische Schriften von der Zeit Homers, 7. Jh. v. Chr., bis ins 1. Jh. n. Chr., und stellte fest, dass Kreuzigung mittels Annageln als Bestrafung nicht beschrieben worden ist und auch in der Römerzeit keine gängige Hinrichtungspraxis gewesen wäre.
Je nach Übersetzung/Textauslegung gab es jedoch ein Bestrafungsverfahren, wonach die „Delinquenten“ an ein Kreuz gebunden worden wären. Dieses Kreuz bestand aus einem Pfahl (lat. Stipes) mit einem Querbalken (lat. Patibulum) obenauf und sah wie ein T aus. An dieses T-Kreuz fesselte man die Verbrecher, bzw. hängte man sie daran auf, sodass sie nach geraumer Zeit starben, etwa durch verdursten, ersticken, Kreislaufkollaps … Von Nägeln und „jemanden ans Kreuz nageln“ sei keine Rede. Samuelsson bestreitet aber nicht den Tod Jesus Christus am T-Kreuz wie beschrieben.
6. Die Kreuzigung im Thomasevangelium
Das Thomasevangelium zählt zu den apokryphen Schriften, die um 150 n. Chr. entstanden und 1945 in Ägypten aufgefunden wurden. Es besteht aus 114 Sprüchen (Logien) und kurzen Dialogen. In diesem Werk, das nicht eindeutig zur Gnosis gehört, jedoch m. E. nach der hermetischen Philosophie nahe steht, verweist nur ein einziges Logion auf das Kreuz, nämlich Logion 55: Jesus sagte: „Wer seinen Vater nicht hasst und seine Mutter, kann nicht mein Jünger werden. Und wer seine Brüder und seine Schwestern nicht hasst und wer nicht sein Kreuz nimmt wie ich, wird meiner nicht würdig sein.“
Das koptische Thomasevangelium enthält ein einziges Spezialsymbol, nämlich das Staurogramm oder Tau-Rho. Es kommt in Logion 55 in Zeile 358 in einer Abkürzung des griechischen Wortes „stauros“ („Kreuz“) vor. Obwohl es eine gewisse Ähnlichkeit mit dem ägyptischen Ankh hat, ist es lt. Larry W. Hurtado, Autor von „The Earliest Christian Artifacts“, nicht als Ankh zu verstehen, da es signifikant anders sei und wahrscheinlich als ein Piktogramm eines Mannes am Kreuz gedacht ist.
Das heißt, dass zunächst weder das ägyptische Ankh noch die metaphorische Interpretation des Kreuzes als zugedachtes Schicksal (Joch) eine tatsächlich stattgefundene Kreuzigung ausschließen. Andererseits ist ein Piktogramm im Text, das mehr wie ein leicht nach rechts fallendes f als wie ein Ankh (☥) aussieht, als versinnbildlichter „Mann am Kreuz“ m. E. etwas konstruiert.
Liest man den Satz also bewusst als Ankh, das nach altägyptischer Vorstellung „das Weiterleben im Jenseits“ bedeutet, müsste er wie folgt lauten: „ … und wer nicht das Weiterleben im Jenseits nimmt wie ich, wird meiner nicht würdig sein.“ Mit einer Kreuzigung hat das nun nichts mehr zu tun.
(Wer die Forschungen zum Turiner Grabtuch kennt, weiß, dass eigentümlicherweise die Forschungsergebnisse im Sinne der Auftraggeber ausfallen. Gläubige haben zahllose Beweise für die Auferstehung gefunden und sehen das Wunder bestätigt. Skeptiker haben zahllose Beweise für eine Fälschung des Grabtuches gefunden. Ähnlich scheint mir der Diskurs um „Ankh“ zu sein.)
Starb Jesus am Kreuz? Theorien-Kannibalismus, Pro und Contra
Was in obigen Theorien für „unterschwellige“ Verwirrung sorgt, ist, dass als Indizien-Grundlage die Evangelien oder die Apokryphen genommen werden, ferner auch historisches Schriftgut ohne direkten Bezug zu Jesus. Aussagekräftiger als bloßes Schriftgut ist jedoch die Geschichtsforschung, die sich nicht an legendären, sondern an historischen Persönlichkeiten orientiert, sowie die Archäologie.
Verlässt man sich z. B. auf Gunnar Samuelsson, so gab es kein Festnageln am Kreuz. Er aber hat lediglich historisches Schriftgut untersucht. Warum aber gibt es dann jenen berühmten archäologischen Fund, der einen Nagel zeigt, der durch einen Fußknochen (Fersenbein) getrieben worden ist? (Fund aus 1968, Jerusalem, siehe Bild). Der eindeutigste Kreuzigungsnachweis? Dies muss natürlich nicht bedeuten, dass jeder angenagelt worden ist, aber wenn es diesen Fund gibt, so ist Gunnar Samuelsson Forschung unzuverlässig.
Nimmt man nun die Theorie von Holger Kersten, Jeff Salz und Erich von Däniken, wonach Jesus die Kreuzigung überlebt hätte und nach Kaschmir gegangen wäre, dürfte es, wenn man zugleich Gunnar Samuelsson glaubt, auch keine Fußabdrücke mit Wundmalen in der Bodenplatte geben. Zu diesen Fußabdrücken sei vermerkt, dass sie Reliefs sind und dass die „Wundmale“ wie kreisrunde Augen aussehen, was m. E. auch kein eindeutiger Beweis ist, zumal es auch eine weitere Kreuzigungsmethode gegeben haben soll. In zahlreichen Bildern/Gemälden wird gezeigt, dass die Füße senkrecht, von oben nach unten genagelt worden wären, doch gab es auch eine andere Variante, nach welcher die Füße waagrecht, quer durch das Fersenbein der Seite nach an den Pfahl genagelt wurden. Dies bestätigt der archäologische Fund (Nagel durch Fersenbein). Wenn es nun so war, dass Jesus auf diese Weise gekreuzigt worden ist, wie kommen dann die stilisierten Wundmale in Srinagar auf den Fußsohlen zustande, abgesehen davon, dass jemand mit zertrümmerten Fersenbeinen wohl keinen Schritt mehr zu gehen imstande ist. Doch auch wenn die Füße senkrecht genagelt worden wären, so weiß ich nicht, wie „gehtauglich“ solche Füße noch wären.
Nimmt man nun die Durchgabe von Seth an Jane Roberts, wonach sich Jesus die Wundmale nach der Kreuzigung, die ja ein anderer für ihn erleidet hatte, später selbst zugefügt haben soll, könnte auch die Jesus-in-Kaschmir-Theorie mit den Fußabdrücken wieder stimmig sein – egal, welche Kreuzigungsmethode zur Anwendung kam. Interessant in diesem Zusammenhang ist, warum Personen wie Franz von Assisi, Pater Pio, Therese Neumann ihre Stigmata immer an Händen und Vorderfüßen haben, sowie es die Krichengemälde zeigen, wenn doch erstens ungewiss ist, ob Jesus überhaupt genagelt worden ist und zweitens, wo? Es gibt auch die Theorie, dass Kreuzigungsopfer an den Handgelenken genagelt worden wären, da sie das Gewicht nur so tragen hätten können, sowie es die Theorie gibt, dass nur die Füße genagelt und die Handgelenke gebunden worden wären …
Ich kann die Echtheit der Stigmata natürlich nicht beurteilen, vermutlich sind sie „geistig-energetisch induziert“, doch ob sie genau die Stellen wiedergeben, an denen auch Jesus (oder ein Freiwilliger) gekreuzigt worden ist, bleibt letztlich ungewiss.
Was jene These anbelangt, nach welcher sich Pilatus und Jesus abgesprochen hätten, so fußt auch diese nur in den Evangelien und blendet die Historie vollständig aus. Nach dem Althistoriker Prof. Dr. Alexander Demandt ist es unwahrscheinlich, dass sich Pilatus und Jesus je in einem Prozess gegenüberstanden oder überhaupt je Kontakt zueinander hatten. Es gab keine schriftliche Anklage, keinen Protokollanten, keinen Verteidiger – all das, was für einen Prozess nötig ist, fehlte, sodass es eine reine Polizeimaßnahme war. Ein ordentliches Gerichtsverfahren stand zu jener Zeit überdies nur römischen Adeligen und Menschen mit römischem Bürgerrecht zu. Kurioserweise berichten die vier Evangelisten (Markus, Matthäus, Lukas, Johannes) aber von diesem Prozess, dem sie lt. Alexander Demandt gar nicht beigewohnt hatten. Dies täten sie deshalb, weil sie im Sinne der Prophetie schrieben, nicht jedoch im Sinne historischer Authentizität. Auch ist es ungewiss, ob es Barabbas je gegeben hat. Und woher sollten die Evangelisten dreißig bis vierzig Jahre nach Jesu Tod wissen, was in dem Prozess – wenn es ihn denn gegeben hat – gesprochen worden war? Auch das Sprachproblem bleibt unerwähnt. Jesus sprach aramäisch, Pilatus aber griechisch. So schließt Dr. Demandt, dass sich Jesus und Pilatus nie begegnet sind und Pilatus das Urteil „durchgewunken“, bzw. aus der Ferne getroffen hat.
„Liebäugelt“ man mit der Jesus-in-Kaschmir-Theorie von Jeff Salz, so gibt es auch hier Diskrepanzen. Gemäß dieser Theorie habe Jesus im Alter von dreizehn Jahren seine Heimat verlassen und wäre nach Indien gegangen, um dort die hinduistischen und buddhistischen Schriften zu studieren. Erst als erwachsener Mann wäre er wieder zurück nach Palästina gekehrt, um dort zu predigen und zu lehren. Dies würde die fehlenden Jahre im Lebenslauf Jesus erklären.
Was Jeff Salz unerwähnt lässt, ist – wiederum – das Sprachproblem, denn Jesus sprach aramäisch und nicht die Sprache des damaligen Tibets. Dass ein Dreizehnjähriger alleine den Himalaya überquert, mag verwundern, sowie es verwundert, warum seine Eltern ihm das zumuteten, bzw. gestatteten. Des Weiteren stellt sich die Frage, warum tibetische Mönche einen „dahergelaufenen“ Knaben sogleich in ihren Lehren unterwiesen, noch dazu ohne „Dollmetscher“.
Ist es daher nicht wahrscheinlicher, dass es die Lücke im Lebenslauf Jesus deshalb gab, weil er erst als etwa Dreißigjähriger zu lehren und predigen begann und er seinen Jüngern nie von seiner Zeit als Teenager oder Zwanzigjähriger erzählt hat? Oder er hat sogar davon erzählt, es war aber „zu normal“ und zu weltlich? Warum eigentlich etwas Außergewöhnliches annehmen, wenn es doch auch „simpel“ gewesen sein könnte?
Nach Jeff Salz kehrte Jesus nach der überlebten Kreuzigung wieder nach Indien zurück. Dafür hat Jeff Salz einen „Beweis“. In einer Schrift namens „Bhavishja Mahapurana“ steht geschrieben, dass der König von Kaschmir im 1. Jh. n. Chr. auf einen hellhäutigen, blonden Lehrer aus dem Westen traf. Dieser behauptete von sich, er sei angeblich von einer Jungfrau geboren und von seinem eigenen Volk als Sohn Gottes angeklagt und verurteilt worden. Und sein Name sei Izza. Das hieß Messias, bzw. Jesus. Soweit die Theorie.
Wiederum bleibt die Historie, bzw. in diesem Fall die Archäologie außen vor. Jeff Salz spricht von einem Beweis, aber sah Jesus denn tatsächlich so aus, wie er in der Bhavishja Mahapurana sowie in den Gemälden der Kirchen dargestellt ist? Hellhäutig? Blond? Der Forensiker Richard Neave hat Schädelfunde von israelischen Archäologen untersucht und kam zu einem anderen Ergebnis: Jesus Haut war dunkel, wie im nahen Osten üblich, seine Haare waren dunkelbraun oder schwarz, die Nase breit und sein Gesicht eher gedrungen. Hält man sich die Ethnien vor Augen, Asiaten, Indianer, Eskimos, Germanen, Araber, Afrikaner usw., so klingt Richard Neaves Ansatz wahrscheinlicher, denn ein hellhäutiger, blonder Lehrer mit schmaler Nase und klassischem Gesicht, predigend inmitten einer Schar leicht dunkelhäutiger, dunkelhaariger Menschen, ist m. E. fraglich. Auch die Künstlerin Akiane Kramarik, welche durch „innere Schau“ inspiriert ist, zeigt einen dunkelhaarigen Mann, Jesus, mit Vollbart.
Starb Jesus am Kreuz? – Schlussfolgerung
Aus dem Dargestellten wird ersichtlich, dass Theorien, die sich ausschließlich auf Schriftgut beziehen oder ihren Referenzrahmen ausschließlich aus den Evangelien ziehen und daraus Beweise herstellen, inakkurat sind. Die Bibel selbst, die Evangelien, reihen sich als „neues Testament“ in die Prophetien ein. Es sind u. a. für die Prophetie konzipierte Texte und als solche von „Kirchenvater“ Iräneus (2. Jh. n. Chr.) „abgesegnet“ worden.
Was hier fehlt, ist, das Augenmerk auch auf Geschichte, Archäologie und Anthropologie zu legen. So entbehrt Jeff Salz‘ hellhäutiger, blauäugiger Jesus in Indien nicht einer gewissen Romantik, macht er Jesus doch noch größer, als er es in den kanonischen Schriften, bzw. durch die Kirche, ohnehin schon ist. Glaubt man der Jesus-in-Kaschmir-Theorie, so stünde Jesus als Synthese zwischen den buddhistisch-hinduistischen Lehren mit dem Christentum quasi als Supra-Lichtgestalt über allen Religionen. Er wäre das verbindende Element …
Historisch gesehen kann man Jesus zugeschriebene Wunder sowenig verifizieren wie die Kreuzigung und die Auferstehung. So lässt sich die Frage, ob Jesus nun am Kreuz starb oder nicht, nur danach beantworten, wie groß eine Wahrscheinlichkeit im Vergleich zu einer anderen ist. Auszuschließen ist meiner Meinung nach das Komplott zwischen Jesus und Pilatus. Hier sind Alexander Demandts Aussagen für mich zu gewichtig.
Am plausibelsten, wenn auch am allerwenigsten nachprüfbar, ist für mich die Seth-Aussage von Jane Roberts, wonach sich jemand im religiösen Eifer freiwillig für den Kreuzigungstod zur Verfügung gestellt hat. Die Kreuzigung fand statt, ob mit oder ohne Nägel, sei dahingestellt.
Das Grab, in welchem angeblich Jesus vom Kreuz genommener und einbalsamierter Körper gelegen war, war immer leer. Das Turiner-Grabtuch halte ich für eine Fälschung (Link untenstehend), und dass ein Leichnam einbalsamiert worden wäre, ist wiederum nur aus den Evangelien bekannt, auch als Sitte historisch anzunehmen, jedoch nicht als Tatsache zu verbriefen. Jesus erschien seinen Jüngern nach der Auferstehung, die es in diesem Sinn nie wirklich gegeben hat, physisch und außerkörperlich. Letzteres ist prinzipiell möglich. Doch da seine Jünger sich über das leere Grab schon eine Meinung gebildet hatten und die Wunden sahen, glaubten sie eher an das Wunder der Auferstehung als an die Möglichkeit, dass ein anderer anstatt Jesus gestorben war. Und so nimmt „das Drama“ seinen Lauf.
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Verwandte Artikel:
Tatort Jesus – Buchrezension
Der Fall Jesus – Filmrezension
Gespräche mit Seth – Buchrezension
Quellen:
Youtube: Erich von Däniken – Jesus in Indien – Link
Youtube: Jeff Salz, Jesus lebte und starb in Kaschmir – Link
Buch: Holger Kersten: Jesus lebte in Indien – Link
Focus: War es überhaupt Jesus, der am Kreuz gestorben ist? – Link
Wikipedia: Basilides – Link
Youtube: Jesus starb nicht am Kreuz, Schriften des Basilides – Link
Telepolis: Gunnar Samuelsson: Christus starb vermutlich nicht am Kreuz – Link
Seite: The Gospel of Thomas, Early Christian writings – Link
Buch: Larry Hurtado: The Earliest Christian Artifacts – Link
Die Welt: So hat Jesus wirklich gelitten – Link
Youtube: Prof. Dr. Alexander Demandt: Jesus und Pilatus – Link
Buch: Prof. Dr. Alexander Demandt: Pontius Pilatus – Link
Der Standard: Forensiker Richard Neave: So in etwa sah Jesus aus – Link
Huffingtonpost: Forscher zeigen, so sah Jesus wirklich aus – Link
Youtube: Das Geheimnis des Turiner Grabtuches – Link
Bildverweis: Archäologischer Fund, Kreuzigungsnagel durch Fersenbein – Link
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