Die Brasilinsel, auch bekannt als Hy Brasil, ist eine sog. Phantominsel, die angeblich westlich von Irland im Atlantischen Ozean liegt. Diese Insel hat mit dem südamerikanischen Brasilien nichts zu tun. Der Name stammt vermutlich aus dem Irischen von Uí Breasail, was „Nachfahren des Breasal“ heißt und zugleich die Bezeichnung eines irländischen Clans ist. Auch eine gälische Interpretation, als „Ort des Friedens und der Harmonie“, wird genannt.
Das Interessante an dieser Insel ist, dass sie, anders als z. B. Avalon, kartographisch verzeichnet war und dennoch mythisch ist. Die Insel, so heißt es in den Sagen, ist stets verborgen, eingehüllt in Nebel, schwer zugänglich … Nur alle sieben Jahre sei Hy Brasil für einen Tag im Jahr sichtbar. Man glaubte, die Insel könne von den Bewohnern als „sichtbar“ und als „unsichtbar“ geschalten werden, wobei in der modernen Rezeption dahinter eine hochentwickelte Technik vermutet wird, nicht zuletzt aufgrund der von James Penniston übermittelten UFO-Koordinaten, die u. a. auf die Brasilinsel verweisen. Vor Aufkommen der Ufologie wurde dies jedoch eher mythisch interpretiert.
Entdeckt wurde die Brasilinsel angeblich von keltischen Mönchen im sechsten Jahrhundert n. Chr. Nach ihren Schilderungen war diese Insel ein Paradies, in welchem alle Pflanzen Blüten trugen, kein Baum ohne Früchte war und alle Steine Edelsteine waren …
Erwähnt wurde Hy Brasil auch von J. R. R. Tolkien als „Breazail“ in einem seiner Corrigan-Gedichte im Buch „The Lay of Aotrou & Itroun“.
Die Brasilinsel in der Kartographie
Bis 1325 erschien die Insel „Bracile“ als Karte im Portolan (Seebuch) von Angelico Dulcert als westlich von Irland im atlantischen Ozean gelegen.
1436 erschien sie als „Insula de Brasil“ in der venezianischen Karte von Andrea Bianco an einer Inselgruppe im Atlantik.
1480 bezeichnet eine katalanische Karte zwei Inseln: „Illa de brasil“ im Südwesten von Irland, wo der mythische Ort sein sollte, und eine weitere Insel südlich von „Illa verde“ oder Grönland.
Bis 1865 nannte man die Insel auch „Brasil Rock“. Bis ca. 1900 hielten die Bewohner der Aran-Inseln (Inselgruppe vor der Westküste Irlands) noch traditionsgemäß Ausschau nach der mythischen Insel, doch da die Versuche, Hy Brasil zu sichten, zu oft fehlschlugen, wurde sie 1865 aus allen Karten entfernt.
Berichte und Sichtungen der Brasilinsel
Im Jahr 1674 behauptete der Kapitän John Nisbet, er habe die Insel betreten. Er behauptete, Hy Brasil auf einer Reise von Frankreich nach Irland entdeckt zu haben, wobei er mit seiner Crew in einen dichten Nebel gelangt sei und im Anschluss die Insel Hy Brasil auftauchte. Er traf auf einen alten Mann, der ihn und die Crew großzügig mit Silber und Gold beschenkte. Des Weiteren sei die Brasilinsel von großen schwarzen Kaninchen und einem Zauberer bewohnt, der alleine in einer Steinburg lebte … Da diese Schilderung jedoch einer literarischen Erfindung des irischen Dichters Richard Head (1637 bis 1686) stark ähnelt, ist sie entweder als „Seemannsgarn“ zu verbuchen oder, andererseits, als Bestätigung dessen, was Richard Head beschrieben hat, zu werten …
Kurz darauf soll auch Kapitän Alexander Johnson die Insel aufgesucht haben. Auch er bestätigt John Nisbets Beschreibung von der Insel wie dargestellt.
Auch der Seemann Roderick O’Flaherty gab an, sich im Jahr 1872 auf der Insel befunden zu haben. Wie John Nisbet behauptet auch er, dass ein beständiger Nebel die Brasilinsel einhüllt, wodurch sie schwer zu erkennen und aufzufinden sei. Roderick O’Flaherty sagte aus, dass es auf Hy Brasil ein edles Volk gab, goldene Türme und goldene Dächer sowie gesunde Tiere. Die Insel sei rund, durchzogen mit einem Fluss, der von Ost nach West fließt. Auch besäße sie mehrere Städte.
Das edle Volk ist vermutlich ein Verweis auf das keltische Göttergeschlecht der Tuatha De Danann. Dieses gilt gemeinhin als hochgewachsen, meist blondhaarig und mit einem zarten Körperbau, was wiederum auf die Pikten (Völkerstamm v. a. in Schottland) verweisen könnte oder auf die Elfen, wie sie J. R. R. Tolkien beschrieb …
Während die Tuatha De Danann in alten Sagen noch zu den Menschen Kontakt hatten, so ist dies heute in beschriebener Form nicht mehr so.
Thomas Johnson Westropp (1860 – 1922), ein irischer Antiquar, Folklorist und Archäologe, machte sich zusammen mit seiner Familie ebenfalls auf, die Insel zu finden. Angeblich sahen sie alle Hy Brasil wie aus dem Nichts auftauchen, nur um sie wieder vor ihren Augen verschwinden zu sehen, was jedoch später von Denis O’Donoghue als „atmosphärische Täuschung“ relativiert worden ist. Die Insel im Nebel ist übrigens nicht nur ein literarisches Motiv, sondern gehört zu vielen im keltischen Sagenkreis beschriebenen Orten, insbesondere zu Avalon.
Hy Brasil – Sagen
Es gibt viele Mythen und Legenden rund um Hy Brasil. In einigen von ihnen ist die Insel die Heimat der irischen Götter. In anderen ist sie von einer Priesterkaste bewohnt, die Gerüchten zufolge uraltes Wissen besitzen, das ihnen erlaubt, eine fortgeschrittene Zivilisation zu schaffen. Manche denken, dass die Reise von St. Brendan, eines heiliggesprochenen Mönches, das „gelobte Land“ zu finden, Hy Brasil gewesen sein könnte.
Hy Brasil und Ufologie
Zu all diesen wundersamen Berichten und Legenden um Hy Brasil gesellt sich nun noch ein weiteres interessantes Phänomen: Ufos.
In einer berühmten UFO-Begegnung, die in den achtziger Jahren als Vorfall im Rendlesham Forest (einem Wald in Großbritannien) bekannt geworden ist, soll ein seltsames Schiff außerhalb einer US-Militärbasis in Großbritannien gelandet sein. Dieses Ereignis gilt als Meilenstein in der Ufologie, weil hochdekoriertes Militärpersonal involviert war und die meisten der Beteiligten vom britischen Militär als „glaubwürdig“ eingestuft wurden. Sicherheitsoffizier James Penniston, sowie die Airmen Edward Cabansag und John Burroughs, machten sich auf die Suche nach dem abgestürzten Objekt im Wald und fanden es auch. Es war umgeben von hellem Licht, dreieckig, 2,5 m lang und 2,0 m hoch, übersät mit Symbolen … James Penniston berührte das Objekt am 26. Dezember 1980.
Dreißig Jahre später, 2010 erst, vervollständigte James Penniston seinen Bericht aus 1980 und erklärte, dass er bei der Berührung des Objektes über telepathischem Weg einen sechzehn Seiten langen Binärcode empfangen habe, welchen er am Tag nach dem Fund, am 27. Dez. 1980, aufgeschrieben hätte. (Binär-Codes arbeiten wie Computer mit den Zeichen 1 und 0.) Dieser Code enthält u. a. sehr spezifische Koordinaten von Hy Brasil, den Ort, den die alten Kartographen kartiert hatten. Die Nachricht listet auch die Koordinaten von mehreren anderen antiken Stätten auf der ganzen Welt auf, wie die Pyramiden in Gizeh und die Nazca-Linien.
Conclusio – Hy Brasil – Elfen und Aliens
Hy Brasil lässt viele Spekulationen und Rückschlüsse zu. Wie bringt man eine sich tarnende Insel, Elfen und Außerirdische auf einen gemeinsamen Nenner? Lässt es sich überhaupt auf einen Nenner bringen? Und: Ist es sinnvoll, sämtliche Phänomene auf eine Linie zu bringen oder fällt eben dann wieder alles unter Sensationsheischerei?
Glaubt man der Prä-Astronautik, so wurden frühzeitliche Kulturen von Außerirdischen beeinflusst, ja, die Menschheit erst durch Außerirdische geschaffen. Diese These stützt sich m. E. vor allem auf die frühen Bauwerke, wie die Pyramiden und insbesondere auf die ersten Steinkreise (lange vor Stonehenge). Hier möchte ich, was die Pyramiden betrifft, noch nicht einmal die Kernbohrungen von Abusir anführen oder die in sich exakt verkeilten Steine der Pyramiden, die also erdbebensicher, zeitüberdauernd gebaut wurden, sondern lediglich das von den Steinkreisen ererbte Faktum, dass die Bauwerke umso präziser waren, je älter sie waren. Dies scheint ein „wahres“ Paradox zu sein.
So gibt es die Annahme, dass bestimmte Mythen weniger von Göttern handeln, als von real existierenden „Außerirdischen“. Die Annunaki, in der mesopotamischen Mythologie die Götter der Unterwelt, sind z. B. beim Prä-Astronautiker Zecharia Sitchin (1920–2010) humanoide Außerirdische vom „hypothetischen“ Planeten Nibiru. Ihm zufolge haben die Annunaki die Menschen als Arbeitssklaven erschaffen.
Jacques Fabrice Vallée (geb. 1939), der franko-amerikanische Astrophysiker, Informatiker und Ufologe, stellte in seinem Buch „Dimensions“ die Theroie auf, dass die Tuatha Dé Danann ein interdimensionales Feenvolk seien, das in hell leuchtenden UFOs erschien. Auch für viele neuzeitliche UFO-Sichtungen seien sie verantwortlich.
Zu diesem Schluss kam Jacques Vallée jedoch nicht aufgrund überbordender Fantasie, sondern als er die extraterrestrische Hypothese, d. h. jene Theorie, dass UFOs Raumschiffe einer außerirdischen Zivilisation seien, gegen Ende der sechziger Jahre fallen ließ. Seine Forschung ergab, dass viele Aspekte des UFO-Phänomens damit nicht erklärt werden könnten. So arbeitete er fortan mit Theorien, die das Phänomen u. a. als paranormal einstufte, z. B. mit der interdimensionalen Hypothese eines nicht-humanoiden Bewusstseins, das außerhalb des menschlichen Raumzeit-Kontinuums steht.
Da ich Jacques Vallée schätze, unter anderem deshalb, da vor allem er UFO-Enthusiasten und UFO-Skeptiker gleichermaßen kritisierte, insbesondere im Hinblick auf die Ressentiments, mit denen beide Gruppen UFO-Beweismaterial untersuchten, kann ich seine Theorie über die Tuatha De Danann nicht als „fantastisch“ abtun.
Nimmt man die Tuatha Dé Danann demgemäß als weniger mythische sondern tatsächlich „schaubare“ Wesen, die auf einer anderen Realitätsebene existieren, so ergibt sich in Zusammenhang mit Hy Brasil ein anderes Bild. Denn: Warum verweist der von James Penniston überlieferte Binär-Code u. a. auf Hy Brasil? Weil dort „Elfen“ leben? Oder weil dort die Tuatha Dé Danann leben, das interdimensionale Feenvolk, das, lt. Vallée, auch in leuchtenden UFOs auftaucht?
Und ist es nicht denkbar, dass in frühmenschlicher Zeit, gemäß den Sagen, Menschen zu diesen Wesen noch in Kontakt treten konnten, daher die Mythen hier eher wörtlich als im übertragenen Sinn zu verstehen sind?
Ich persönlich denke, dass das der Schlüssel ist. So ist Hy Brasil möglicherweise tatsächlich ein Portal zwischen unserer Realität und einer oder vielen anderen, vielleicht aber auch ein „Zwischen-Landeplatz“, eine „Tankstelle“, eine dimensionsübergreifende „Schiffschleuse“ …
Bonmot
Obwohl ich über einen „Blindschluss“ davon ausging, in konsequenter Annahme, dass auch Terry Gilliams einflussreicher und wundervoller Film „Brazil“ mit der Brasilinsel zu tun haben musste, dies nicht zuletzt durch die surrealistischen Elemente und die „Traumvision“, ist dies laut Terry Gilliams Aussage nicht der Fall. Der Titel des Films entstand, da er einmal an einem Strand in Wales lateinamerikanische Musik gehört hatte …
Ironischerweise finde ich in dem Film dennoch einige Bezüge zum Motiv Hy Brasil. Sam, der Protagonist, will aus dem Leben und der Gesellschaft fliehen, und es gelingt ihm über eine rasant-absurde Flucht, die ihn in eine idyllische Landschaft führt, die sich letztlich als Traumvision entpuppt …
Quellen:
Google Books: „The Metamorphosis of an Island“ – Hy Brasil
Ingeborg Clarus, Keltische Mythen
Jacques Vallée, Dimensions
Engl. Wikipedia – mythical island
Ancient Origines: The Legendary Phantom Island of Ireland
Bild Kartographie: Ancient Origines
Exopolitik Deutschland: Neue Details zum Vorfall im Rendlesham Forest
Wenn du der Meinung bist, dass die Informationen in diesem Artikel auch für andere wichtig sind, dann teile ihn in Social Media. Teilen-Buttons untenstehend. 🙂
Hat dir der Artikel gefallen? Dann abonniere doch den Blog! Siehe „Artikel per Mail“, rechte Seitenleiste, oder klick hier, und erfahre, welche Vorteile dir das Abo bringt. 🙂
Hallo Tanja! Zufall oder Fügung? Heute habe ich bei den mns-Nachrichten einen Artikel über geheimnisvolle Orte gelesen und bin auf den Begriff der Phantominsel Brasil gestoßen. Dann habe ich das Wort angeklickt und bin auf deinen Blog gestoßen. Hat mich sehr interessiert, was du über diese Insel geschrieben hast. Ja, und dann bin ich auf das Volk der Tuatha De Danaan gestoßen (die Schreibart ist einmal so und einmal wie du es schreibst). Ich kenne den Begriff dieses mystischen Volkes schon lange, seit anfang der 90er Jahre, als ich das 1. Mal nach Irland gekommen bin. Da habe ich die wunderbaren Zeichnungen des Dubliners Jim Fitzpatrick gesehen, der die Geschichte der Tuatha in Zeichnungen mit verbindendem Text niedergelegt hat. Ja und dann habe ich einen Jugend-Fantasy-Roman geschrieben: Cian aus der Anderwelt. Er ist jetzt beim Morawa-Verlag/Wien herausgekommen. Vorher hat es das Manuskript beim Write Movies Hollywood Contest bis ins Finale geschafft. 50 Einsendungen von bis zu 1.000 kommen in die engere Wahl. Ich bin sehr an deinem Blog interessiert, da du Themen behandelst, die auch mich faszinieren. Allerdings bin ich Autorin für Fantasy und Crime.
Liebe Christine,
herzlichen Dank für deinen Kommentar! 🙂
Freut mich, dass dich mein Artikel interessiert hat.
Liebe Grüße,
Tanja