Ihr müsst einen reinen Geist haben, wenn ihr das Selbst verwirklichen möchtet. Ehe der Geist nicht freigelassen wurde, bevor der Geist nicht alle Wünsche, Begierden, Sorgen, Täuschungen, Stolz, Sinneslust, Anhaftungen, Zu- und Abneigungen verworfen hat, kann er nicht den Bereich höchsten Friedens betreten.
Der Geist wird mit einem Garten verglichen. So, wie ihr in einem Garten schöne Blumen und gute Früchte kultivieren könnt, indem ihr das Land pflügt und düngt, Unkräuter und Dornen entfernt und die Pflanzen und Bäume wässert – genauso könnt ihr auch die Blume der Hingabe in dem Garten eures Geistes kultivieren, indem ihr die Unreinheiten des Geistes (wie z.B. Sinneslust, Ärger, Gier, Täuschung, Stolz, etc.) beseitigt und ihn mit göttlichen Gedanken wässert.
Unkräuter und Dornen wachsen während der Regenzeit und verschwinden dann wieder im Sommer. Aber ihre Samen verbleiben im Boden und sobald es einen Regenschauer gibt, fangen die Samen an zu keimen und zu sprossen. Ebenso manifestieren sich die vrttis (Modifikationen des Geistes) an der Oberfläche des Bewusstseins, verschwinden dann und nehmen einen subtilen Samenzustand in der Form von Samskaras oder Eindrücken an. Die Samskaras werden wieder zu vrttis, entweder durch innere oder durch äußere Stimulanz.
Wenn ihr den Garten sauber halten möchtet, werdet ihr nicht nur die Unkräuter entfernen müssen, sondern auch die Samen, die im Boden liegen und die ansonsten schließlich keimen würden, werden sie nicht beseitigt. Genauso müsst ihr, wenn ihr in einen überbewussten Zustand gelangen möchtet, nicht nur die großen Wellen des Geistes zerstören, sondern auch die Eindrücke, die den Samen von Geburt und Tod in sich tragen.
Diejenigen, die die Unreinheiten des Geistes durch japa (Wiederholung des Namens Gottes), Dienst, Wohltätigkeit, pranayama (yogisches Atmen), etc., entfernt haben, werden in die Meditation eingehen, sobald sie sich hierfür hinsetzen. Der reine, reife Geist brennt sofort im Feuer der Meditation.
Ohne die Hilfe der Meditation könnt ihr kein Wissen über das Selbst erlangen. Ohne ihre Hilfe könnt ihr nicht in den göttlichen Zustand hineinwachsen. Ohne sie könnt ihr euch nicht aus den Fesseln des Geistes befreien und Unsterblichkeit erlangen. Zerreißt den Schleier, der die Seele verdeckt, indem ihr regelmäßig Meditation praktiziert.
Selbstverwirklichung ist das Ziel des Lebens. Die Mittel dazu sind das Führen eines ethischen Lebens und unaufhörliche Meditation. Spirituelle Plichten sind wesentlich wichtiger als weltliche Pflichten. Lebt, um Gott zu suchen. Lebt, um der Menschheit zu dienen. Erfüllt den Willen Gottes. Ihr werdet gesegnet sein. Ihr werdet glücklich sein. – Swami Sivananda
Anmerkung zum zweiten Absatz: Swami Sivananda begreift Sinneslust als „Unreinheit“, was in vielen spirituellen Traditionen zu finden ist, so rät er zur Enthaltsamkeit. Natürlich gibt es auch den gegenteiligen Pfad, nämlich Erleuchtung, Segen, Gottverwirklichung im Gegenüber, im Du, in der Mann-Frau-Begegnung – im Tantra. Auch das ist ein möglicher Weg.
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Swami Sivananda Saraswati (1887 – 1963) war ein bekannter Yoga-Meister und Lehrer des Vedanta. Swami ist ein hinduistischer Ehrentitel und bedeutet „Meister/Mönch“. Als Arzt und Begründer eines Ashrams führte er Yoga in die Moderne.
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Von vielen „weisen“ Menschen habe ich schon Worte gehört oder gelesen. Aber noch keiner hat klar und deutlich zum Ausdruck gebracht,
1. was der Mensch in Wahrheit – eigentlich – IST;
2. warum so viele (in der „Zivilisation“) nicht wahrhaft SIND, was sie eigentlich SEIN sollten,
3. wie dem „Übel“ abzuhelfen ist.
„Antworten“:
1. Wir sind MENS-chen (lat.: mens = Geist, Seele);
2. „Zivilisation“ ist Symptomatik der „Krankheit der Gesellschaft“, der „Kollektiven Zivilisations-Neurose“;
3. Grundlegende, natürliche, Heilung der jeweils individuellen Neurose durch „Aufstieg“ zur Seele.
(Detail-)Diskussionen über das, was NACH dem „Aufstieg“ sein wird, sind mit Kindern und Neurotikern sinnlos. Früher sagte man zu fragenden Kindern: „Geh‘ heim!“. Das ist, glaube ich, der Ursprung des Wortes „geheim“.
Herzlichen Gruß!