Es bekümmert mich, wie Frauen ihr Leben und Glück vergeuden, um z. B. in Konfektionsgröße 36 zu passen. Wie sie Geld für Fitness-Studios, Diäten und Modetrends ausgeben.
Es bekümmert mich, wie junge Mädchen ihren eigenen Körper ablehnen. Wie sie sich vor jedem Sommer mit Diäten abmühen, um aus Scham letztlich doch nicht ins Schwimmbad zu gehen, weil da immer noch ein kleines Fettpölsterchen auf den Hüften ist.
Es stimmt mich traurig, wenn Frauen ihr Lebensglück aufschieben, weil sie noch nicht schlank genug sind, schlank genug, um am Leben wirklich teilzunehmen. Erst müssen noch ein paar Kilos runter, aber dann, dann (erst) kann es wirklich losgehen …
Schön sein, um geliebt zu werden
Doch wozu all die Anstrengung? Und warum?
Wenn die Grundüberzeugung lautet, dass erst ein gewisses Maß an Schönheit Liebe nach sich zieht, so erkläre ich dies hiermit als Illusion. Es mag zwar zutreffen, dass Männer umso schneller Interesse zeigen und zur Sexualität bereit sind, je attraktiver eine Frau ist, doch ist rein körperliches Interesse keine Liebe – und kann bei Frauen auf Dauer zu emotionalen Verletzungen führen.
Von wegen „Liebe dich selbst!“
Viele Frauen, auch wenn sie sich noch so oft mit Sport und Diäten gestresst und frustriert haben, können sich nicht akzeptieren. Die Aussage „Liebe dich selbst“ klingt für sie geradezu absurd, weil für sie gilt, dass sie erst schlank und schön sein muss, um von der Umwelt geliebt zu werden, auf dass sie sich dann (erst) selber lieben können. Dass dieses innere (Natur-)Gesetz anders sein könnte, dass sie je eine Chance auf eine erfüllende Partnerschaft und Liebe ohne Schlankheit hätte, ist für sie undenkbar.
Diese Annahme wird durch äußeren Druck über Werbung, Filme, Medien sowie Perfektionsstreben verstärkt.
Aber was ist (für einen Mann) attraktiv?
Aus der Attraktivitätsforschung geht hervor, dass Männer i. d. R. den sehr weiblichen Körper bevorzugen. Der weibliche Körper kann kurvenreich und weich sein. Die klassische Sanduhrfigur wirkt auf die meisten Männer attraktiv, nicht jedoch zwingend das ultra-schlanke Model. Das heißt, auch wenn eine Frau weder in Konfektionsgröße 36 noch in Konfektionsgröße 38 passt, sondern ev. Konfektionsgröße 42 oder noch größere Größen hat, sie aber dennoch eine Sanduhrfigur aufweisen kann, ist sie lt. Attraktivitätsforschung für die meisten Männer attraktiver, als ein super-schlankes Model.
Zitat aus Wikipedia: Attraktivitätsforschung: „Das ideale Körpergewicht und die ideale Figur schwanken von Epoche zu Epoche und Kultur zu Kultur recht stark. Die heutige Bevorzugung sehr schlanker Frauenkörper ist im historischen und ethnographischen Vergleich eher die Ausnahme.“
Ein Trend – der meiner Recherche nach jedoch noch nicht in Zahlen gefasst ist – zeigt, dass heutzutage viele Männer Natürlichkeit und Authentizität attraktiv finden. Wer hierzu Erfahrungen oder Wissen hat, kann dies gerne in die Kommentare schreiben.
Sind Models die glücklicheren Frauen?
Wenn es gilt, dass Schönheit und Schlankheit zu Glück im Leben und in der Liebe führt, so müssten Models die glücklichsten Frauen auf dem Erdball sein. Doch Models sind dies meines Wissens nach nicht. Um für die nächste Modeschau gerüstet zu sein, wird wochenlang gehungert. Um den Hunger zu ertragen/betäuben, nehmen manche Models Drogen. Für manchen männlichen Schauspieler oder Sänger sind Models wie Trophäen. Es geht weniger um authentische Beziehungen, um die menschliche Begegnung, sondern um die Befriedigung von Begehrlichkeit und Ego.
Altert ein Model, bekommt es weniger Aufträge, insofern es nicht medial bekannt/berühmt ist. Ihr Marktwert sinkt. Sie wird weniger gebucht und muss, wenn sie ihre Existenz nicht schon gesichert hat, fortan mit etwas anderem als mit ihrer Schönheit den Lebensunterhalt bestreiten.
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Wie gelingt Selbstakzeptanz?
Selbstakzeptanz scheint für viele Frauen aufgrund ihrer Grundüberzeugung, dass einzig und allein „der genormte Körper“ zu Lebensglück führt, reine Utopie zu sein.
Hierzu jedoch ein Gedankenexperiment:
Wenn in einem Haus Menschen wohnen, die unglücklich sind, weil sie unablässig miteinander streiten, so kann die Lösung des Problems nicht darin liegen, das Haus neu anzustreichen.
Wenn in einem kleinen Häuschen aber ein Mensch wohnt, der glücklich und zufrieden ist, was kümmert es ihn, wie sein eigenes Häuschen von außen aussieht – oder das der anderen?
Das heißt, dass ständige innere Selbstabwertung – der Vergleich mit dem von Medien als ideal betrachteten Körper – zum Unglück führt, nicht aber der Körper, so wie er aussieht. Der Körper ist unschuldig. Der Körper kann nichts dafür. Der innere Streit jedoch, die innere Anspannung bewirkt das Unbehagen, die Selbstablehnung. Dies kann auch nach erfolgter Diät und Gewichtsabnahme bestehen bleiben, womit das Problem grundlegend nicht gelöst ist. Nach der erfolgreichen Diät werden weiterhin Kalorien gezählt, vielleicht folgt die Beauty-OP, vielleicht folgt der Jo-Jo-Effekt und bald darauf die nächste Diät … Der „Streit“ kann nicht beigelegt werden, indem man das Äußere übertüncht, abreißt, neu baut und wieder übertüncht.
Gedankenexperiment zum glücklichen Leben
Angenommen, eine Frau stirbt und kommt nach ihrem Tod ins Jenseits. Dort wird sie von Jesus oder höheren Geistwesen liebevoll empfangen und dann ernsthaft gefragt: „Wie und womit hast du dein Leben verbracht?“
Wenn die Antwort lautet, dass sie ihr ganzes Leben nur der Schönheit, dem Idealgewicht, der Mode, der Diät und dem Äußeren gewidmet hat, dass ihre ganze Konzentration und Lebensenergie darin floss, wie so noch schöner, idealer, perfekter werden kann … Wie traurig wäre es? Vor allem, wenn da so viele Momente gewesen wären, um glücklich zu sein:
Glücklich, weil sie sich nicht erst schminken musste, bevor sie mit dem Hund Gassi oder einkaufen ging.
Glücklich, weil sie nicht auf High-Heels ins Büro ging, um sexy auszusehen.
Glücklich, weil sie sich selbst gemocht hat, als sie mit ihren Kindern im Zoo gewesen war, ohne auf den perfekten Freizeitlook zu achten.
Glücklich, weil es sie nicht gekümmert hat, was die neuen Trendfarben und Must-haves des Jahres sind.
Glücklich, weil sie ihr Geld lieber für einen Kinobesuch ausgegeben hat, als ins Fitness-Center zu gehen.
Glücklich, weil sie sich selbst weiterentwickelt hat, anstatt eine sexy Figur im Bikini zu machen.
Glücklich, weil sie bei einem gesellschaftlichen Anlass am Buffet aß, worauf sie Lust hatte, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben.
Es gibt so viele Momente, um das Leben zu genießen – auch ohne Idealfigur. Und das Glück kommt, nicht weil man von heute auf morgen schön ist, sondern weil man sich so annimmt, wie man ist.
Sei nicht gegen, sondern für dein Gewicht!
Es gibt viele Möglichkeiten, sich gut zu kleiden, auch wenn einige oder viele Kilos zuviel sind. Molligkeit, Übergewicht kann schön sein. Unschön ist vielleicht Ungepflegtheit, doch kann ein Mensch leuchten und strahlen, auch wenn er nicht dem gängigen Schönheitsideal entspricht.
Sollten aufgrund des Übergewichtes keine gravierenden Gesundheitsprobleme oder Schmerzen bestehen, so plädiere ich dafür, ab sofort einen klaren Schlussstrich unter Diäten zu setzen.
Ich plädiere für spontanes und dauerhaftes Glück durch radikale Selbstakzeptanz.
Das Ziel sollte nicht (mehr) heißen, zehn Kilogramm in zwei Monaten zu verlieren, sondern wenn es diesbezüglich überhaupt noch ein Ziel geben sollte, dann das aktuelle Gewicht dauerhaft zu halten und sich ab sofort nicht mehr mit anderen zu vergleichen. In diesem Sinne: Sei nicht gegen, sondern für dein Gewicht.
Die richtige Lobby finden
Die richtige Lobby für eine Frau bilden m. E. nicht Frauen- und/oder Boulevardzeitschriften, die sich inhaltlich um Deko, Mode, Lifestyle und – obligatorisch – Diät drehen. Die richtige Lobby sind auch nicht Freundinnen, die ihren eigenen Körper ablehnen und für die „richtige“ Figur so gut wie alles tun würden.
Die richtige Lobby sind auch nicht Fitness-Center, Friseur-Studios und Kosmetikerinnen, die an einer Frau immer noch etwas schöner und besser machen können.
Die richtige Lobby sind Frauen, die sich akzeptieren, wie sie sind. Mollige Frauen, die sich photographieren lassen, Mütter, die mit Schwangerschaftsstreifen ungeniert in die Sauna gehen, Frauen, die ins Schwimmbad gehen, ohne sich darum zu kümmern, wie sie aussehen und ob jemand sie ob ihres Äußeren beurteilen könnte.
Auch schlagfertige und humorvolle Frauen bilden die richtige Lobby. Ein Mann, der eine Frau aufgrund ihres Aussehens abwertet, besagt damit nur, dass er sie sexuell nicht anziehend findet. Was er sich nicht fragt, ist, ob die Frau ihn anziehend fände. Häufig beruht die Abneigung auf Gegenseitigkeit.
Daher Folgendes – und es ist lediglich als humorvoller Spruch zu verstehen: „Studien zeigen, dass dicke Frauen länger leben, als die Männer, von denen sie dick genannt werden.“
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Fazit: Echtes Glück durch mentale Gesundheit
Das heißt, dass eine gewisse Medienabstinenz (Werbung, Filme, Zeitschriften), eine De- und Entprogrammierung von „falschen“ Grundannahmen sinnvoll ist. Weg mit Frauenzeitschriften, Diäten und Sport-Challenges.
Wenn die eigenen Freundinnen mit sich selbst oder ihrem Aussehen hadern, so kann man innerlich oder tatsächlich lächeln in dem Bewusstsein, dass man frei davon ist. Weder wertet man sich selbst ab, noch lässt man es jemals wieder zu, dass von irgendwem oder durch irgendwas das positive Selbstbild und die eigene Stärke untergraben wird. Niemals mehr würde man sich selbst „foltern“, würde Unbehagen empfinden, weil da draußen die Welt irgendwas vorgibt, was heute so und morgen so ist … Niemals mehr würde man Geld, Zeit und Lebensenergie für die Traumfigur vergeuden. Niemals mehr würde man glauben, dass Liebe und Glück die natürliche Folge von Schlankheit ist – sondern man weiß, dass Liebe und Glück die natürliche Folge von Selbstakzeptanz ist.
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In Deutschland geht es ja noch human zu, in anderen Ländern ist das ein wirklich gravierendes Problem…